Mit ihrer Antwort auf die Frage nach der Existenz deutscher UFO-Akten hat sich die Bundesregierung erneut mächtig blamiert
Die deutsche Bundesregierung ist offenbar völlig ahnungslos über die jüngsten UFO-Enthüllungen in den USA. Zudem bekräftigt das Verteidigungsministerium, dass weder die Marine noch die Luftwaffe jemals UFOs beobachtet hätten.
Hintergrund: Im Dezember 2017 meldeten die New York Times (1) und die Washington Post (2), dass das Pentagon jahrelang ein geheimes UFO-Forschungsprojekt namens „AATIP“ (Advanced Aerospace Threat Identification Program) betrieben und dafür Millionen Dollar Steuergelder ausgegeben hatte. Seitdem hat es fortlaufend neue Enthüllungen über UFO-Zwischenfälle beim US-Militär gegeben. Die US-Marine kündigte kürzlich an, neue Richtlinien zur Berichterstattung von UFO-Sichtungen einzuführen (3). Die Washington Post titelte: „UFOs sind real und jeder muss sich auf diese Tatsache einstellen“ (4).
Auch in Europa wird das UFO-Phänomen vom Militär in vielen Ländern ernst genommen, so zum Beispiel in Italien (5), Spanien (6), Frankreich (7) und Großbritannien (8). Deutsche Behörden behaupten jedoch seit Jahrzehnten, sich weder für das Phänomen zu interessieren noch über irgendwelche UFO-Akten zu verfügen.
Am 18. August 2019 nutzten die Journalisten Dirk Pohlmann und Robert Fleischer von ExoMagazin.tv den Tag der Offenen Tür der Bundesregierung, um in der nur an diesem Tag öffentlich zugänglichen Bundespressekonferenz die Sprecher der Regierung nach deutschen UFO-Akten zu fragen.
Dabei zeigte sich, dass die deutsche Regierung offenbar völlig ahnungslos über die jüngsten UFO-Enthüllungen in den USA ist. Regierungssprecher Steffen Seibert: „(Ich) würde sehr gerne den Artikel der Washington Post sehen, in dem sie Ufos als eine Realität bezeichnet. Die Washington Post. Na da würde ich mich wundern.“
Der Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums bekräftigte die seit Jahrzehnten vertretene offizielle Position, dass UFOs kein Thema für die Bundeswehr sind: „Soweit ich weiß beschäftigen wir uns mit dem Thema der UFO-Forschung im Verteidigungsministerium nicht.“ Auf die Frage nach der Existenz deutscher UFO-Akten antwortete er: „Ich kenne nicht alle Akten des Ministeriums. Das kann ich nicht beantworten.“ Im Gegensatz zu mindestens 20 Ländern weltweit hatte das deutsche Militär angeblich nie eine Begegnung mit UFOs. Von Plüskow: „Mir ist nicht bekannt, dass die Marine oder die Luftwaffe jemals Ufos gesehen hat.“
Es sei angemerkt, dass eine ähnliche Frage bereits im Jahr 2015 durch Robert Fleischer bei der Bundespressekonferenz gestellt worden war. Die Reaktionen waren damals ähnlich „heiter“. (9)
Vollständiges Transkript:
BPK-Leiter [00:00:00] Ja. Ja.
Dirk Pohlmann [00:00:01] Das ist eine Frage an Herrn Seibert und Herrn von Plüskow. Sie werden ja mitbekommen haben, dass das amerikanische Verteidigungsministerium offiziell UFO-Forschung betreibt. Die amerikanischen Medien, also alle großen, haben sich dazu geäußert. Die Washington Post hat geschrieben: „Ufos sind eine Realität und jeder muss sich daran anpassen.“ Wir sind auf einem anderen Kontinent aber auch hier in Europa haben England, Frankreich, Italien und Spanien staatliche Forschungsstellen dazu. In Deutschland gibt es offiziell nicht einmal Akten dazu. 2015 ist diese Frage schon mal gestellt worden und es gab mit Erheiterung die Antwort, dass sich in Deutschland niemand damit beschäftigt. Gilt diese Antwort immer noch, dass sich 2015 damit niemand beschäftigt hat, und ist es 2019 auch so, trotz der Verteidigungsministerien in den anderen Ländern?
Tilman von Plüskow [00:00:56] Ich kann Ihnen dazu sagen, soweit ich weiß beschäftigen wir uns mit dem Thema der UFO-Forschung im Verteidigungsministerium nicht. Ich sehe da jetzt auch keinen so großen Zusammenhang. Außer sie…
Dirk Pohlmann [00:01:07] Akten. Also Sie haben auch keine Akten dazu?
Tilman von Plüskow [00:01:08] Ich kenne nicht alle Akten des Ministeriums. Das kann ich nicht beantworten.
BPK-Leiter [00:01:15] Herr Seibert, kennen Sie Akten?
Steffen Seibert [00:01:16] Ich benutze jetzt mal den hier gerne gebrauchten Satz: Ich habe dem nichts hinzuzufügen. Weil ich wirklich nichts hinzuzufügen habe, und würde sehr gerne den Artikel der Washington Post sehen, in dem sie Ufos als eine Realität bezeichnet. Die Washington Post. Na da würde ich mich wundern.
Dirk Pohlmann [00:01:38] Die amerikanische Marine hat offiziell jetzt Sichtungsverfahren dazu eingeführt. Gibt es in der deutschen Luftwaffe und der Deutschen Marine keine Sichtungen und es hat sie auch noch nie gegeben? Also dabei bleiben sie?
Tilman von Plüskow [00:01:54] Also, mir ist nicht bekannt, dass die Marine oder die Luftwaffe jemals Ufos gesehen hat. Tut mir leid.
Steffen Seibert [00:01:59] Und wenn, dann müsste es sich um eine Zufallssichtung handeln.
Tilman von Plüskow [00:02:03] Möglich, ja..
BPK-Leiter [00:02:06] Das Auswärtige Amt möchte noch ergänzen.
Christofer Burger [00:02:07] Vielleicht ganz kurz ja doch noch ergänzend für alle, die sich… die dieses Thema interessant finden: Es gibt beispielsweise im Auswärtigen Amt ein Referat für Weltraumrecht, was aber nicht für Beziehungen zu ausländisch… äh… außerirdischen Zivilisationen zuständig ist, sondern da geht es unter anderem zum Beispiel um Weltraum haftungsrechtliche Fragen. Also wenn ein Satellit einen anderen beschädigt, wer ist wem haftungsrechtlich verpflichtet? Es geht auch um die Frage: Wie kann man sicherstellen, dass der Weltraum friedlich genutzt wird und es da nicht zu einer Militarisierung kommt? Das ist eines der Themen, über die wir auch in rüstungskontrollpolitischen Gremien der Vereinten Nationen sprechen. Es ist nicht so, dass uns das Thema des Weltraums nicht interessiert. Aber nicht meines Wissens unter dem Aspekt, den Sie angesprochen haben.
BPK-Leiter [00:03:00] Jetzt könnten wir noch das Verkehrsministerium fragen.
Dirk Pohlmann [00:03:08] Meine Frage ging dezidiert an Herrn von Plüskow, weil in den USA wird das wegen Fast-Zusammenstößen als Sicherheitsfrage auch im Luftverkehr betrachtet und auch als militärische Sicherheitsfrage.
BPK-Leiter [00:03:19] Da wäre in der Tat das Verkehrsministerium zuständig.
BPK-Leiter [00:03:24] Gut, ich glaube sind wir durch mit dem Thema.
Quellen:
(1) https://www.nytimes.com/2017/12/16/us/politics/pentagon-program-ufo-harry-reid.html
(3) https://www.politico.com/story/2019/04/23/us-navy-guidelines-reporting-ufos-1375290
(4) https://www.washingtonpost.com/outlook/2019/05/28/ufos-exist-everyone-needs-adjust-that-fact/
(5) UFO-Akten der italienischen Luftwaffe: http://www.aeronautica.difesa.it/organizzazione/loStatoMaggiore/organigramma/RGS/Oggetti%20Volanti%20Non%20Identificati/Pagine/default.aspx
(6) UFO-Akten der spanischen Luftwaffe: http://bibliotecavirtualdefensa.es/BVMDefensa/exp_ovni/i18n/micrositios/inicio.cmd
(7) Staatliche UFO-Forschungsbehörde Frankreichs: http://www.cnes-geipan.fr/
(8) UFO-Akten des britischen Verteidigungsministeriums: http://nationalarchives.gov.uk/ufos/
(9) Bundesregierung Statement zu UFOs 2015: https://exopolitik.org/regierungssprecher-ufos-qnicht-mal-an-den-raendern-der-politik-dieser-bundesregierungq/
Für weitere Informationen, siehe Exopolitik-Briefing (Stand: 2016): https://exopolitik.org/das-exopolitik-briefing-die-wichtigsten-infos-zu-ufos-auf-einen-blick/
Meine innere Nachfrage im Anschluss ans Gesehene: Gibt es unter den Antwortenden welche, die MEHR wissen, cool bleiben und die Bereitschaft des Publikums zur Erheiterung absichtsvoll nutzen, um das Thema abzuwürgen und zu beenden – oder sind die allesamt wirklich so naiv? Tja, bei Seibert kann ich mir beides exakt gleich gut vorstellen, echte Pofessionalität wie echte arrogante Dummheit. Und der zunächst überrumpelt wirkende Plüskow bewahrt zwar Haltung, könnte aber sowohl einfach höflicher sein als Seibert wie auch innerlich um Worte ringend, die das Thema scheinbar offen beantworten, aber ohne irgendwas preiszugeben oder anzudeuten. Mein Buchgefühl sagt: Dieses Führungspersonal ist viel eher echt unbeleckt als abgezockt …