Treffen beim Verteidigungsministerium - Quelle: A.J. Gevaerd
Treffen brasilianischer UFO-Forscher mit Vertretern des Verteidigungsministeriums am 18. April 2013 - Quelle: A.J. Gevaerd

Vergessen Sie „Disclosure“ – merken Sie sich lieber „Divulgação“: Denn Brasiliens Verteidigungsministerium will sämtliche militärischen UFO-Akten freigeben und mit zivilen UFO-Forschern zusammenarbeiten.

 

 

Von Robert Fleischer

Bei einer Versammlung mit Vertretern des Verteidigungsministeriums am 18. April 2013 in Brasília (s. Foto) nutzten die Mitglieder der „Comisión Brasileira de Ufólogos“ (Komitee brasilianischer UFO-Forscher) die Gelegenheit, auf die Probleme beim Zugang zu UFO-Akten hinzuweisen. Eigentlich sollten diese längst der Vergangenheit angehören. Denn bereits im Februar hatte das Ministerium angekündigt, die Verwaltungsvorgänge für die Beantwortung von UFO-bezogenen Anfragen zu überprüfen. Bei der Versammlung im April monierte das brasilianische UFO-Komitee, dass der Zugang zu als „geheim“ oder „ultrageheim“ eingestuften UFO-Akten noch immer schwierig sei.

{module [426]}Das Verteidigungsministerium räumte die bestehenden Probleme ein und kündigte an, sämtliche Dokumente über UFO-Fälle in Übereinstimmung mit dem brasilianischen „Ley de Acceso a Información“ (Informationszugangsgesetz) zu veröffentlichen. Binnen einer Frist von zwei Jahren sollen staatliche Stellen sämtliche geheime UFO-Akten auf ihre Geheimhaltungswürdigkeit hin überprüfen und gegebenenfalls freigeben. Für „ultrageheime“ Dokumente gelte hingegen eine Sperrfrist von 50 Jahren. „Einige Fälle unterliegen noch rechtlichen Fristen, aber diese Angelegenheit wird sich in Kürze lösen“, erklärte der Ministerialbeamte Ari Matos laut Russia Today. Das wichtigste Ergebnis der Versammlung sei jedoch die Schaffung einer Allianz mit den UFO-Forschern. Diese hatten die Errichtung eines interdisziplinären Ausschusses vorgeschlagen, bei dem Militärs aller drei Waffengattungen und Mitglieder des brasilianischen UFO-Kommittees zusammen arbeiten.
Brasiliens UFO-Forscher sind sicher: Diese Versammlung wird in die Geschichte eingehen. Schließlich sei es das erste Mal gewesen, dass das Verteidigungsministerium eine formelle Sitzung mit UFO-Forschern einberief, um über fliegende Untertassen zu diskutieren.
Quelle: Russia Today

Zum Hintergrund

Brasilien blickt auf einige bemerkenswerte UFO-Fälle in jüngerer Vergangenheit zurück, bei denen das Militär nachgewiesenermaßen involviert war. Bereits 1977 war die brasilianische Armee zu einer Operation auf die Halbinsel Colares im Amazonasgebiet ausgerückt, mit dem offiziellen Ziel, die Aktivität von dort gesichteten UFOs zu untersuchen. Der Bürgermeister der Insel hatte die Armee zu Hilfe gerufen. Während der vier Monate andauernden „Operation Untertasse“ dokumentierten die Militärs mehr als 3000 Seiten Zeugenaussagen, schossen rund 500 UFO-Fotos und filmten knapp 16 Stunden Filmmaterial von den Objekten. Zu den Zielen der Militäroperation zählte auch eine Kontaktaufnahme mit der Intelligenz hinter den Phänomenen. Angeblich wurde die Operation im Dezember 1977 gestoppt, doch wie das brasilianische UFO-Magazin herausfand, setzten US-amerikanische Spezialeinheiten die Mission ab 1978 im Geheimen fort (vgl. A.J. Gevaerd – UFOs in Brasilien, ExoMagazin Ausgabe 5/2011).

UFOs in Brasilien – ExoMagazin Ausgabe 5/2011 (Ausschnitt)

Den gesamten Beitrag sehen Sie im ExoMagazin Ausgabe 5/2011!
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Die offizielle UFO-Nacht Brasiliens

Am 19. Mai 1986 versuchten mehrere Kampfjets der Luftwaffe erfolglos, riesige kugelförmige Flugobjekte über brasilianischen Metropolen abzufangen. Tags darauf war Luftfahrtminister Octavio Moreira Lima gezwungen, bei einer Pressekonferenz über den Vorfall zu berichten. Ein erst im Oktober 2009 veröffentlichter vertraulicher Militärbericht enthüllte, dass die Luftwaffe die Objekte als „solide“ und deren Flugverhalten als „intelligent“ einstufte. Die Massensichtung ging als sogenannte „Offizielle brasilianische UFO-Nacht“ in die Geschichte ein. (vgl. Brasilianisches Militär: UFOs waren ’solide‘ und ‚intelligent‘)

Das Ende der UFO Geheimhaltung naht zögerlich

Bereits seit Jahren signalisieren die Regierung und das Militär Brasiliens immer größere Bereitschaft, die Geheimhaltung UFO-bezogener Fälle aufzuweichen und das Thema offiziell und seriös zu behandeln, auch wenn sich der Prozess nur langsam fortwickelt. Zu verdanken ist dies den umsichtigen und koordinierten Bemühungen der „Comisión Brasileira de Ufólogos“. Das UFO-Komitee besteht aus etwa 16 UFO-Forschern und wurde lange Jahre vom Herausgeber des brasilianischen UFO-Magazins A.J. Gevaerd geleitet. Wie es den Forschern gelang, das Verteidigungsministerium zur Zusammenarbeit zu bewegen, schilderte Gevaerd bei einem Vortrag auf der X-Conference 2010 in Washington DC – zu sehen in voller Länge im ExoMagazin Ausgabe 5/2011. (vgl. A.J. Gevaerd – UFOs in Brasilien, ExoMagazin Ausgabe 5/2011)

Im Mai 2005 veröffentlichte die Luftwaffe eine kleinere Anzahl von UFO-Akten und lud erstmals Mitglieder des brasilianischen UFO-Komitees ins Hauptquartier des Luftverteidigungskommandos COMDABRA ein.

Im August 2008 forderte auch der ehemalige Luftwaffenchef Brasiliens Jose Carlos Pereira in einem Interview mit dem UFO-Magazin das Ende der militärischen UFO-Geheimhaltung. (vgl. Brigadier aus Brasilien will UFO-Geheimnis offenlegen)

Im Oktober 2009 gab die brasilianische Regierung erneut ehemals geheime UFO-Akten frei – Sichtungsberichte, offizielle Dokumente und Analysen aus den 80er Jahren. Die Akten aus den 50er, 60er und 70er Jahren hatte das Militär bereits zuvor veröffentlicht – insgesamt ca. 4000 Seiten (Vgl. Brasilien gibt weitere UFO-Akten frei).

Seit August 2010 gelten bei der brasilianischen Luftwaffe offizielle Leitlinien zur „Regulierung, Erfassung und Handhabung von Materialien (…), die im Zusammenhang mit ‚unidentifizierten Flugobjekten‘ stehen“. Der neue Verwaltungsvorgang schreibt vor, dass UFO-Berichte vom Luftraumverteidigungskommando in Empfang genommen und katalogisiert werden müssen, bevor sie an das Nationalarchiv überstellt und damit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Diese Leitlinien veröffentlichte das Verteidigungsministerium ganz offiziell im brasilianischen Amtsblatt „Diário Oficial da União“ . (vgl. Brasilien hat jetzt offizielle UFO-Verfahrensweisen)

{module [426]}Südamerika: El Dorado der UFO-Forscher

Überhaupt herrscht auf diesem Kontinenten ein offenes Klima für UFO-Fragen: In Argentinien, Chile, Ekuador, Peru und Uruguay gibt es bereits offizielle UFO-Untersuchungsbehörden, die Zeugenaussagen aus der Bevölkerung entgegen nehmen und diesen nachgehen – ganz ohne Geheimniskrämerei. Der chilenische General Ricardo Bermudez berichtete erst im Jahr 2012 bei einer UFO-Konferenz ganz offen über die Möglichkeiten und Resultate der offiziellen UFO-Forschung seines Landes (vgl. Zur Sache: UFOs in Chile, in: ExoMagazin Ausgabe 2/2012).
Zudem beschlossen Chile und Uruguay im April 2012, künftig bei der Untersuchung ungeklärter Luftraumphänomene zusammen zu arbeiten. (vgl. Chile und Uruguay beschließen Kooperation in der UFO-Forschung)

Mit der nun beschlossenen Veröffentlichung aller weiterer Militärakten setzt sich Brasilien an die Spitze der Länder Südamerikas, die um mehr Regierungstransparenz in Sachen UFOs bemüht sind. Es steht zu erwarten, dass dieser Schritt des größten Landes auf dem Kontinenten eine Sogwirkung auf die übrigen Länder entfaltet, die bereits jetzt vergleichsweise offen mit dem Thema umgehen. So beginnt sich dieser Tage in Südamerika offenbar etwas abzuzeichnen, worauf man in Nordamerika seit Jahrzehnten vergeblich hofft: „Disclosure“ – die Offenlegung offizieller Informationen über die Existenz intelligenter, extraterrestrischer Besucher auf unserem Planeten.

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