Ein Bericht von Nick Amies (Deutsche Welle World.de)
Am 04. August 1990 wurde bei Tageslicht ein Objekt beobachtet, welches in der Nähe von Pitlochry in Schottland schwebte. Augenzeugen erklärten, dass das rautenförmige Objekt für mehr als 10 Minuten am Himmel stand, dann flogen zwei Militärflugzeuge mehrmals nah an ihm vorbei.
Fast drei Wochen später, am 24. August, beobachteten hunderte von Touristen und Anwohner über 30 Minuten lang leuchtende Kugeln am Himmel über der Ostsee in der Nähe der deutschen Stadt Greifswald.
Im November desselben Jahres wurde ein dreieckiges Objekt von zahlreichen Zeugen beobachtet, wie es über Saint-Germain in den Champagne-Adrennen flog. Das Objekt bewegte sich langsam in geringer Höhe und sandte Lichtstrahlen zum Boden. Schließlich beschleunigte es und verschwand.
Alle drei Ereignisse haben viele Gemeinsamkeiten. Vor allen Dingen bleiben sie bis heute ungeklärt. Aber einer – der Fall der Greifswald-Lichter – fällt aus der Reihe. Dies liegt daran, weil offizielle Dokumente über die Pitlochry-Sichtung und über den Saint-Germain-Fall, die von britischen und französischen Regierungsstellen gesammelt wurden, nun für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Beide Länder beschlossen ihre UFO-Akten zu öffnen.
Etwas Wahrheit ist da draußen
Neben der britischen und der französischen Regierung gibt es nur wenige Nationen, die bisher streng geheime UFO-Akten freigegeben haben. Experten sind der Meinung, dass diese Länder sicher nicht allein im Besitz von dokumentierten Sichtungen sind, obwohl bisher nur sie ihre UFO-Akten freigegeben haben.
„Die Franzosen gaben ihre UFO-Akten im Jahr 2007 über die Webseite ihrer Raumfahrtagentur CNES frei, Großbritannien suchte den Mittelweg für die Offenlegung ihrer UFO-Akten. Aufgrund des Gesetzes zur Informationsfreiheit werden die Dokumente zur Zeit über einen Zeitraum von 3 – 4 Jahren freigegeben. Dagegen haben die Norweger, die Dänen und die Italiener einen Teil ihrer Akten freigegeben.“, sagte Nick Pope, ein ehemaliger MoD-Ermittler von UFO-Berichten und Sichtungen und Experte auf diesem Gebiet. „Das UFO-Phänomen ist ein globales Phänomen und es gibt zweifellos Sichtungen auf der ganzen Welt. Also werden sicher in allen europäischen Ländern UFOs gesichtet.“
Deutschland gehört zu den vielen europäischen Ländern, die nicht ihre UFO-Akten freigeben. Tatsächlich weigert sich die deutsche Regierung überhaupt zuzugeben, dass sie UFO-Akten führen, obwohl unabhängige Organisationen jährlich im Durchschnitt zwischen 50 und 100 Beobachtungen am Himmel über Deutschland vermerken.
Deutschland gehört zu denen, die lieber schweigen
„In Deutschland werden viele UFO-Sichtungen gemeldet“, meinte Robert Fleischer, Koordinator der deutschen Initiative für Exopolitik, gegenüber der Deutschen Welle.
Er sagte, dass seit 1974 mehr als 500 sogenannte ‚echte‘ UFO-Fälle – Fälle, die auch nach sorgfältiger Untersuchung durch Experten mit keiner konventionellen Erklärung aufgeklärt werden können – aufgezeichnet wurden.
„Jedoch hat die deutsche Regierung noch nie UFOs oder UFO-Aktivitäten offiziell anerkannt.“, fügte Fleischer hinzu. „Wenn die Deutschen ihre Akten über UFOs öffnen würden, würden wir herausfinden, dass sie alle ihre Informationen an die Amerikaner weitergeleitet haben.“
Die meisten UFO-Fälle in Deutschland wurden erst bekannt, nachdem die entsprechenden amerikanischen Dokumente freigegeben wurden. Dieser Mangel an deutscher UFO-Forschung entspringt möglicherweise der Tatsache, dass „die Amerikaner nach dem Ende des zweiten Weltkrieges diese Rolle übernommen hatten, obwohl die Deutschen dies oder irgendein Interesse an UFOs bisher nicht offiziell zugegeben haben.“, sagte Fleischer.
Die europäischen Regierungen sind sich ungeklärter Sichtungen bewusst
Was also geht aus den britischen und französichen UFO-Akten hervor?
„Was aus den Akten nicht hervorgeht ist fast noch wichtiger als das, was daraus hervorgeht“, sagte Nick Pope. „Sie sagen nicht, dass diese Dinger extraterrestrischen Ursprungs sind. Was sie aber erkennen lassen ist, dass den europäischen Regierungen immer wieder solche Dinge gemeldet werden, manchmal durch zuverlässige Zeugen wie Polizisten oder Piloten.“
Die meisten Sichtungen lassen sich herkömmlich erklären, z.B. durch Fehldeutungen aller Arten von Luftphänomenen und astronomischen Erscheinungen. Aber die meisten europäischen Regierungen, die Untersuchungen durchgeführt haben, können etwa fünf Prozent der Fälle nicht erklären, fügte Pope hinzu.
Weder Nick Pope noch Robert Fleischer können garantieren, dass sich andere europäische Länder durch die ersten Freigaben von UFO-Akten unter Druck setzen lassen und ebenfalls Dokumente offenlegen werden. Beide sind sich jedoch darin einig, dass die Veröffentlichung solcher Informationen durch diese Länder die Erforschung dieses Phänomens, welches ein Thema für jede Nation ist, verbessern wird.
Eine schrittweise Freigabe gibt dem Thema mehr Glaubwürdigkeit
„Ich denke diese Art von Offenlegung führt zu einem besseren Verständnis des UFO-Phänomens“, sagte Pope. „Die Veröffentlichung dieser Akten zeigt, dass die Regierungen Informationen darüber haben und wenn sie zusammenarbeiten kommen wir der Lösung dieses Geheimnisses näher, weil jeder einen kleinen Teil des Puzzles hat. Leider ist eine Zusammenarbeit in diesem Bereich nicht üblich.“
Allerdings kann die Freigabe einige UFO-Mythen widerlegen und Sichtungsberichten mehr Glaubwürdigkeit verleihen.
„Wenn man in Regierungsakten aus ganz Europa Sichtungsberichte von Militär- und Zivilpiloten oder Radarberichte, die Manöver und Geschwindigkeiten aufzeigen, die weit über unsere Möglichkeiten hinausgehen, finden kann, ändert sich die Art der Debatte von einem Untergrund- zu einem Mainstream-Thema.“, sagte Pope. „Und das ist eine gute Sache.“
Übersetzung: Carsten Dresbach
Quelle: Deutsche Welle