GEIPAN_Xavier_Passot

Während sich offizielle Stellen in Deutschland über das UFO-Phänomen ausschweigen, unterhält unser Nachbarland dafür eigens eine Behörde, die ganz offen darüber berichtet.

von Robert Fleischer

In Deutschland gibt es – offiziell zumindest – keine staatliche Institution, die sich mit UFO-Sichtungen befasst. Inoffiziell jedoch werden Sichtungen von Polizei und Militär nach Recherchen der DEGUFO an das Nationale Lage- und Führungszentrum für Sicherheit im Luftraum (NLFZ SiLuRa) im niederrheinischen Uedem gemeldet. Grundlage dafür bildet eine Bund-Länder-Vereinbarung, wie der Schweizer Journalist Luc Bürgin vom Mysteries-Magazin herausfand – doch diese ist streng vertraulich. Warum eigentlich?

In 19 Ländern der Welt haben sich Regierungen offiziell oder inoffiziell mit UFOs beschäftigt, meist im Geheimen durch das Militär. Doch immer mehr Länder gehen inzwischen ganz offen mit dem Phänomen um. So führte etwa die brasilianische Luftwaffe im August 2010 eine transparente Verfahrensweise zur Regulierung und Erfassung von UFO-Sichtungen ein und veröffentlichte diese im nationalen Amtsblatt Diário Oficial da União. Die Luftwaffe Argentiniens gründete im Juni 2011 eine „Kommission zur Untersuchung von Luftraumphänomenen“. Chile und Uruguay, wo UFOs bereits seit Jahren offiziell erforscht werden, beschlossen erst im April 2012 die erste länderübergreifende Kooperation in der Geschichte der UFO-Forschung. In den meisten Ländern stehen dabei die Sicherheit im Luftverkehr, die nationale Verteidigung sowie der Informationsanspruch der Bevölkerung im Vordergrund.

Frankreich als Vorbild

In unserem Nachbarland ist die offizielle UFO-Forschung bei der französischen Weltraumagentur CNES angesiedelt. Deren „Gruppe zur Erforschung und Information über nicht identifizierte Luftraumphänomene“ GEIPAN (Groupe d’Etudes et d’Information sur les Phénomènes Aérospatiaux Non Identifiés) analysiert bereits seit 1977 aufkommende Sichtungsmeldungen aus Frankreich, um potenzielle Risiken für die nationale Verteidigung zu erkennen und wissenschaftliche Erklärungen für unerklärte Himmelsphänomene zu finden. Seit 2005 hat sie zudem den ausdrücklichen Auftrag, die Bevölkerung über solche Erscheinungen zu informieren. Aus diesem Grund reist der Leiter von GEIPAN, Xavier Passot, immer wieder zu UFO-Kongressen in Frankreich, um seine Behörde und deren Erkenntnisse vorzustellen, so auch im Mai 2012 in Paris (siehe Video). Dank unserer neuen Zusammenarbeit mit der französischen Organisation Les Repas Ufologiques präsentieren wir Ihnen hier einige der wichtigsten Fakten zu GEIPAN aus erster Hand. Den gesamten Vortrag von Xavier Passot sehen Sie im kommenden ExoMagazin Ausgabe 4/2012.

Die UFO-Forschungsbehörde Frankreichs (Vorschau)

Die Arbeit von GEIPAN

GEIPAN sammelt Zeugenaussagen, archiviert diese, informiert die Öffentlichkeit über ihre Webseite www.cnes-geipan.fr und fertigt statistische Analysen an. GEIPAN kostet den Steuerzahler kaum Geld. So arbeiten im Büro in Toulouse neben dem Leiter Xavier Passot noch eine Sekretärin und zwei Hilfskräfte, die mit der Aktenverwaltung und Anonymisierung von personenbezogenen Daten betraut sind. Zur statistischen Auswertung arbeitet sie mit Wissenschaftlern an der Universität von Toulouse zusammen. Ein externer Lenkungsausschuss überwacht die Tätigkeiten von GEIPAN und legt generelle Tätigkeitsschwerpunkte fest.

Für die eigentliche Forschungsarbeit kann GEIPAN auf ein Netzwerk freiwilliger Experten zählen: 15 Wissenschaftler aus Bereichen wie Meteorologie, Chemie, Biologie und Psychologie kommen zweimal jährlich zusammen, um Fälle zu besprechen. Zudem kooperiert GEIPAN mit zivilen UFO-Forschern: Derzeit 99 freiwilligen Helfer (IPN – „intervenants du premier niveau“) werden bei Bedarf losgeschickt, um UFO-Sichtungen vor Ort zu untersuchen, Zeugen zu befragen und Berichte darüber anzufertigen. Pro Jahr werden diese Helfer mit circa 20 Fällen betraut.

Keine „UFOs“, sondern „PAN“

Aus gutem Grund werden UFOs in Frankreich als „PAN“ bezeichnet (phénomènes aérospatiaux non identifiés = unidentifizierte Luftraumphänomene). Denn der Begriff „Unidentifiziertes Flugobjekt“ impliziert bereits mehrere unzulässige Vorannahmen: Dass es sich a) um ein Objekt handelt, welches b) fliegt.

PAN-Sichtungen werden in vier Kategorien unterteilt.

  • Kategorie A enthält Sichtungsfälle, die zweifelsfrei identifiziert werden konnten.
  • Fälle, die mit hoher Wahrscheinlichkeit als identifiziert gelten, werden in Kategorie B eingeordnet.
  • In der Kategorie C landen Sichtungsmeldungen, über die GEIPAN sich kein Urteil erlauben möchte, weil nicht genügend Informationen zur Verfügung stehen.
  • Die wirklich unidentifizierten Phänomene fasst GEIPAN in der Kategorie D zusammen, wobei Fälle mit nur einem Zeugen, geringer Fremdartigkeit und ohne Videoaufzeichnungen als D1 und Fälle mit mehreren Zeugen, Videoaufnahmen und hoher Fremdartigkeit als D2 abgeheftet werden.

Die Unterscheidung zwischen D1 und D2 wurde erst vor wenigen Jahren vom früheren GEIPAN-Leiter Jacques Patenet eingeführt. Seitdem ist kein einziger Fall als D2 kategorisiert worden – die wichtigsten UFO-Fälle aus Frankreich (Trans-en-Provence, Valensole, Cussac und L’Amarante) werden undifferenziert als Kategorie-D-Fälle betrachtet.

Bislang hat GEIPAN mehr als 6500 Zeugenaussagen und circa 2200 Sichtungsfälle untersucht. 10% der Meldungen stammen aus der Luftfahrt. Seit 2004 werden alle Fluglotsen durch GEIPAN in der Durchführung von Zeugenbefragungen geschult. Es existiert zudem eine Kooperation mit der Gendarmerie Nationale, wo UFO-Zeugen ihre Sichtungen zu Protokoll geben können. Mit der Polizei besteht überraschenderweise keine Zusammenarbeit. Zur Aufklärung von Sichtungen setzt sich GEIPAN unter anderem mit Wetterämtern und dem Militär in Verbindung, beispielsweise, um zu klären, ob das gemeldete Objekt vom militärischem Radar erfasst wurde. Es ist jedoch bereits vorgekommen, dass das Militär falsche Informationen an GEIPAN übermittelte – beispielsweise in Bezug auf Nachtflüge, die nicht hätten stattfinden dürfen. Den Informationsaustausch mit dem französischen Militär beschreibt Passot als eher unbefriedigend.

Geografische Verteilung von Sichtungen

In bevölkerungsdichten Zonen werden mehr PAN gemeldet als an spärlich besiedelten Orten. PAN-Sichtungen sind relativ unabhängig von den Wetterbedingungen. Hochinteressant ist hingegen die Tatsache, dass PAN vermehrt in der Nähe von Atomanlagen gesichtet werden. Korreliert man die Bevölkerungsdichte mit den Atomanlagen, so konzentrieren sich PAN-Aktivitäten auf den Bereich der Provences-Alpes Côte d’Azur im Süden sowie entlang der nordöstlichen Grenze. Für diese PAN-Schwerpunkte haben die Forscher von GEIPAN keinerlei Erklärung – soziologische Faktoren schließen sie jedoch aus.

Bei aller gebotenen Nüchternheit präsentiert Passot dennoch einige Fälle der Kategorie D, die er als höchst fremdartig beschreibt – mehrere glaubwürdige Zeugen berichteten in den vergangenen Monaten von fliegenden Dreiecken, die geräuschlos über französischem Territorium schwebten.

Den gesamten Vortrag des GEIPAN-Leiters Xavier Passot sehen Sie exklusiv im kommenden ExoMagazin Ausgabe 4/2012.

Vorheriger ArtikelChase Brandon und seine magische Schachtel
Nächster ArtikelEhemaliger Colonel der Luftwaffe berichtet über UFO-Untersuchungen und Debunking-Praxis

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein