Atomkraftwerk in Chooz - Quelle: Wikipedia / Mossot

Mindestens NEUN französische Atomkraftwerke und ein Militärstützpunkt wurden kürzlich von unbekannten Flugobjekten heimgesucht. Die Polizei ermittelt.

 

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von Robert Fleischer

Sie kamen meist in der Nacht oder am frühen Morgen: Mindestens sieben Atomkraftwerke des französischen staatlichen Energieversorgungsunternehmens EDF seien von „Drohnen“ überflogen worden, meldet Tagesschau.de.

Bereits am 5. Oktober habe die stillgelegte Atomanlage in Creys-Malville (Département Isère) Besuch eines fremden Flugobjekts erhalten. Doch in der Woche vom 13. auf den 20. Oktober 2014 ging es erst richtig los:

{module [426]}Die Tatsache, dass allein am Sonntag, dem 19. Oktober, vier Kernkraftwerke betroffen waren, die weit voneinander entfernt liegen, gibt Sicherheitsexperten zu denken. Handelt es sich um eine großangelegte Aktion? Und wer käme dafür in Frage? Einen Verdächtigen hatten französische Massenmedien schnell ausgemacht: Greenpeace. Denn ein Aktivist der Umweltschutzorganisation hatte bereits im Jahr 2012 mit einer Landung im Kernkraftwerk La Hague auf Sicherheitsmängel aufmerksam gemacht. Wird wohl diesmal auch so gewesen sein.

Doch Greenpeace Frankreich streitet jegliche Beteiligung an den Überflügen ab: „Wir haben nichts damit zu tun„, bekräftigte der Atombeauftragte Yannick Rousselet in einer Pressemeldung. Man sei hingegen „sehr besorgt über die wiederholten Überflüge über die Atomanlagen„, ohne dass deren Betreiber, das französische staatliche Elektrizitätsunternehmen EDF oder die Sicherheitsorgane dafür irgendeine Antwort liefern könnten.

Der französischen Tageszeitung Le Monde zufolge seien jedoch noch weitere Atomanlagen betroffen: Neben einer nicht genannten militärischen Anlage habe man auch am Atomforschungszentrum von Saclay, einer Anlage der französischen Atomenergiebehörde CEA, seltsame Flugobjekte gesichtet. Die CEA bestätigt den Vorfall, ohne jedoch Details zu nennen. Mehrere Anlagen von CEA seien in den letzten Wochen von „Drohnen“ überflogen worden.

Beunruhigende Vorfälle

Beunruhigend an den Sichtungen dieser „Drohnen“ sind mehrere Sachverhalte. Zum einen ist der Überflug von Atomanlagen im Umkreis von fünf Kilometern sowie in einer Höhe von unter 1000 Metern illegal. Außerdem ist bislang nicht klar, ob es sich tatsächlich um Flugdrohnen handelte. Einer Pressemeldung des Energieunternehmens EDF ist lediglich zu entnehmen, dass das Fluggerät, welches am 19. Oktober über Gravelines beobachtet wurde, zumindest „einer Drohne glich„.

Le Monde wartet hingegen mit der verwirrenden Meldung auf, dass die gesichteten Flugobjekte jeweils unterschiedlich groß gewesen seien: Einige hätten nur einen Umfang von mehreren zehn Zentimetern gehabt, andere jedoch seien jedoch bis zu zwei Meter groß gewesen. Die Flugobjekte seien von Überwachungsanlagen der Atomkraftwerke erfasst worden.

{module [426]}Wegen der verbotenen Überflüge hat das Energieunternehmen EDF am 21. Oktober bei der Polizei eine Anzeige gegen Unbekannt aufgegeben.  Die Sicherheitsmaßnahmen seien verstärkt worden, heißt es von EDF.

Der französische Innenminister Bernard Cazeneuve kündigte am 30. Oktober im Radiosender France Info an, dass „Vorrichtungen zur Neutralisierung von Drohnen“ existierten und die Ermittlungen bereits im Gange seien. Auf welche Weise die „Neutralisierung“ vonstatten gehen soll, darüber schweigt sich der Minister aus. Denn bislang ist noch nicht einmal klar, wer für die Überflüge verantwortlich ist und was genau dort herumflog.

Wurden die Atomkraftwerke von UFOs heimgesucht?

Da die Herkunft der Flugobjekte noch unbekannt ist, dürfte der Begriff „UFO“ für „Unidentifiziertes Flugobjekt“ durchaus angebracht sein. Wir erinnern uns an den Vorfall vom Bremer Flughafen im Januar 2014, als ein mysteriöses Flugobjekt mehrere Stunden lang den Flugverkehr lahm legte und die Polizei wegen gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr ermittelte. Auch damals hatte die Polizei schnell eine Erklärung parat: Eine Flugdrohne sei verantwortlich gewesen. Doch die Ermittlungen in der Kopterszene verliefen im Sande. War es in Frankreich ähnlich? Noch ist nicht bekannt, ob die französische UFO-Forschungsbehörde GEIPAN ebenfalls Ermittlungen aufgenommen hat. Immerhin hatte deren Leiter Xavier Passot noch im Jahr 2012 eingeräumt, dass UFOs vermehrt in der Nähe von französischen Atommeilern gesichtet würden.  

Auch im internationalen Vergleich scheinen UFOs über Atomanlagen keine Seltenheit zu sein. Am 28. September veranstaltete Exopolitik Deutschland einen Vortragsabend mit eben diesem Schwerpunkt. Dabei präsentierte Gerhard Gröschel vom Institut für technische UFO-Forschung Aufnahmen seiner automatischen Überwachungsanlagen, auf denen seltsame Erscheinungen über dem Kernkraftwerk Neckarwestheim zu sehen sind. Sein sehenswerter Vortrag erscheint demnächst auf ExoMagazin.tv. Ob im Zeitraum vom 13. bis 19. Oktober ebenfalls Flugobjekte dort registriert wurden, ist uns bislang nicht bekannt.

Wir halten Sie auf dem Laufenden.

+++ Update: 31.10.2014, 11:09 Uhr +++

Zwei weitere französische Atomkraftwerke wurden vergangene Nacht von seltsamen Flugdrohnen heimgesucht, meldet der französische private Nachrichtensender i>Télé. Betroffen seien der Atommeiler von Golfech (Département Tarn-et-Garonne) im Süden des Landes sowie das etwa 850 Kilometer nördlich gelegene Atomkraftwerk Penly (Département Seine-Maritime) am Ärmelkanal. Der Sender zitiert einen ungenannten Sprecher der Gendarmerie, wonach die Überflüge „in derselben Nacht und zum selben Zeitpunkt“ stattgefunden hätten.

Dem Energieversorgungsunternehmen EDF zufolge hätten sich diese jedoch „nicht auf die Sicherheit der Anlagen“ ausgewirkt. Dennoch will der Betreiber der Kernkraftwerke im Verlaufe des heutigen Tages Anzeige gegen Unbekannt erstatten.

Die Tageszeitung Le Parisien meldet, dass es der Gendarmerie bei dem neuerlichen Überflug gelungen sei, Fotos der Flugobjekte zu machen. Wir sind gespannt, ob diese den Weg in die Presse finden werden.

Über die genauen Erscheinungsformen der „Drohnen“ ist weiterhin kaum etwas bekannt. Der Sprecher der Luftwaffe, Jean-Pascal Breton, hat die von diesen Fluggeräten ausgehende Bedrohung in einer Pressekonferenz relativiert. Diese seien sei klein gewesen und bislang gäbe es lediglich Zeugenaussagen. „Die beobachteten Drohnen sind von geringer Größe und im Handel erhältlich“, erklärte er. „Das Bedrohungspotenzial wird nicht als derart groß eingeschätzt, dass neben bestehenden Maßnahmen noch weitere Vorkehrungen getroffen werden müssten.“ (Quelle: TF1.fr)

Mehrere französische Tageszeitung berichten hingegen übereinstimmend, dass unterschiedliche Größen gesichtet wurden – von einigen zehn Zentimetern bis hin zu zwei Metern Umfang. Zumindest die größeren Objekte hätten Sprengladungen transportieren und damit eine Gefahr für die Kraftwerke darstellen können, weshalb die französische Presse derzeit den Fokus auf die Sicherheit der Atomanlagen legt.

Solange sich die französischen Behörden über die genaue Uhrzeit der Überflüge ausschweigen, ist es kaum möglich, an Hand von aufgezeichneten Wetterbedingungen zu analysieren, ob Kopter im Einsatz gewesen sein können oder nicht. Ausschlusskritierien wären Regen und Windstärke 5.

Wir bleiben am Ball.

+++ Update 31.10.2014, 12:20 Uhr +++

Inzwischen ist zu einem der beiden Überflüge vergangene Nacht etwas mehr bekannt. Die Regionalzeitung La Dépêche du Midi meldet, dass das Kraftwerk Golfech im Süden des Landes gegen 21 Uhr von einer Drohne überflogen worden sei. Die Gendarmerie habe bestätigt, dass der Überflug mehrere Minuten gedauert habe, das Objekt sei anschließend verschwunden. Eine vorläufige Analyse der Flugroute ergab, dass das Objekt im Osten des Kernkraftwerks und damit im Osten des Départements Lot-et-Garonne gestartet sei. Weder der Flugkörper noch dessen Eigentümer seien gefunden worden.

Ein Sprecher der Gendarmerie bestätigte gegenüber AFP, dass die Überflüge an beiden Kernkraftwerken zeitgleich um 21 Uhr erfolgten und erklärte: „Die Fluggeräte wurden deshalb nicht ausgeschaltet, weil sie keine direkte Gefahr für die Sicherheit der Atomanlagen darstellten.“

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