Am 01. September lud Markus Lanz zum Thema ‚Gibt es Außerirdische?‘ ein und kündigte auch gleich an, „dass man sich aber auch mal ganz ernsthaft darüber unterhalten kann“. Und tatsächlich! Als Gäste hatte der ZDF-Moderator hochkarätige Wissenschaftler und Autoren eingeladen. Bei dieser Ankündigung und diesen Gästen konnte doch eigentlich nichts schiefgehen, oder?
Ein Kommentar von Carsten Dresbach
Der Physiker und Buchautor (Der Außerirdische ist auch nur ein Mensch) Prof. Harald Lesch hätte den wissenschaftlichen Rahmen schaffen sollen. Der Astronaut Prof. Dr. Ulrich Walter hätte mit seiner praktischen Erfahrung im Weltraum faszinierende Einblicke in die Raumfahrt geben und der weltbekannte Bestseller-Autor Erich von Däniken dies alles in einen Kontext zu seinen Theorien setzen können: Außerirdische haben bereits in der Vorzeit die Erde besucht und wurden als Götter verehrt.
Merken Sie was? Hätte, könnte, sollte.
Stattdessen wurden dem Zuschauer in knapp 30 Minuten zotige Witze, unhaltbare Behauptungen und Beleidigungen geboten. Über die Ausschweifungen von Witzekönig Lanz („Über Indien wird dann gebohrt.“ oder „War die Russin Prostituierte oder Kosmonautin?“) brauchen wir wohl nicht weiter zu sprechen.
Interessant und vor allem aufschlussreich waren zum einen die Ausführungen von Astronaut Walter. Wenn der Weltraum-Veteran aus dem Sex-Nähkästchen der Raumfahrtagenturen sprach, über die Verdauung unter Schwerelosigkeit dozierte oder über die Trinkgewohnheiten der russischen Kosmonauten witzelte, sorgte dies stets für heiteres Gelächter aber auch gespielte Empörung (achten Sie auf Lesch!). Geschickt schaffte Walter so die Steilvorlagen für den Comedy-Prof von Alpha-Centauri.
Lesch: „Sex ist im Weltall ist also nur möglich, wenn das Triebwerk richtig befeuert wird!“ oder „Vielleicht landen die Außerirdischen ja nur auf der Erde, weil sie mal frische Luft schnappen wollen… weil sie ja so viel furzen müssen… weil sie ja aus Langeweile so viel kohlensäurehaltiges Bier trinken müssen… deshalb sind sie ja auch immer so grün… kicher, kicher“. Verstehen Sie? Ja, das ist lustig – und natürlich hochwisssenschaftlich!
Hey, wir sind keine Miesepeter! Im Gegenteil! Aber die peinlichen Behauptungen, die der UFO-Experte Lesch gleich mehrfach von sich gab, entbehren jeder Grundlage: „Nur Schrotthändler aus Wiesbaden oder Yoga-Lehrerinnen aus Bocholt sehen UFOs.“ – „Die Außerirdischen sind ja teilweise Jahre unterwegs.“ – „Viele dieser Scheiben sind ja rotierend.“
An dieser Stelle muss eine Frage erlaubt sein: Was wissen Sie überhaupt über UFOs, Herr Lesch? Haben Sie jemals einen Untersuchungsbericht gelesen? Haben Sie mit einem der zahlreichen Zivil- und Militärpiloten, Radarlotsen, Polizeibeamten, hochrangigen Politikern und Astronauten gesprochen, die aus erster Hand von der Existenz dieser Fluggeräte berichten? Haben Sie jemals eine der zahlreichen Radarspuren und physikalischen Wechselwirkungen analysiert, die diese Objekte bei ihren Besuchen hinterlassen? Haben Sie jemals einen Geheimdienstbericht über UFOs gelesen? Davon gibt es schließlich eine ganze Menge – 15 Länder der Welt haben ihre ehemaligen Geheimakten auch schon veröffentlicht. In unserem Nachbarland Frankreich existiert sogar seit 33 Jahren eine Regierungsbehörde, die nichts anderes tut als UFOs wissenschaftlich zu untersuchen. Was meinen Sie Herr Lesch, warum tun die Franzosen das? Weil UFOs so lächerlich sind, dass nur Yoga-Lehrerinnen und Schrotthändler sie beobachten? Und noch eine Frage an den Programmchef des ZDF: Warum lassen Sie jemanden im Fernsehen über UFOs reden, der ganz offenkundig keine Ahnung davon hat?
„Es sind die Fantasten, welche die Welt verändern und nicht die Erbsenzähler!“, meinte Erich von Däniken und traf es auf den Punkt. Nur weil etwas schwer vorstellbar ist, heißt das nicht, dass es nicht existieren kann. Einmal wäre es von Däniken fast gelungen, die Gesprächsrunde auf ein würdiges Niveau zu heben. Doch die verblüffenden Details aus apokryphen Schriften waren offenbar mehr, als das ZDF seinen Zuschauern zumuten wollte. Dann lieber zum hundertsten Mal die Mondlandeverschwörung.
Zum Schluss zog ZDF-Mann Lanz nochmal ein Fazit und offenbarte das eigentliche Ziel der Sendung: „Wir schießen die Verschwörungstheoretiker zum Mond und die Außerirdischen sind mir Wurscht“.
Spannend bleibt zu sehen, wie lange die Massenmedien sich noch der ernsthaften Diskussion über dieses Thema entziehen können. Immer mehr Geheimakten kommen an die Öffentlichkeit, fördern das Bewusstsein darüber, dass die spannendste Geschichte der Menschheit immer noch darauf wartet, erzählt zu werden. Mit der ständigen Wiederholung von alten Klischees und humanozentrischen Glaubenssätzen arbeitet das ZDF darum nicht länger erfolgreich an der Verdummung seiner Zuschauer. Es arbeitet an seiner eigenen Abschaffung als seriöse Informationsquelle.