UFO über Deutschland - Die Invasion hat begonnen
UFO über Deutschland - Die Invasion hat begonnen

Ein längliches schwarzes Flugobjekt verunsichert laut Presseberichten die deutsche Bevölkerung. Was steckt dahinter?

von Robert Fleischer

Die Außerirdischen – irgendwann kommen sie und überfallen die Erde. Glaubt man Presseberichten der letzten Tage, ist die Invasion bereits in vollem Gange: „Seit dem 6. Juni haben sich die UFO-Meldungen massiv erhöht“, zitiert etwa finanznachrichten.de den UFO-Forscher Hans-Jürgen Köhler vom „Centralen Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene“ (CENAP). Bei Auswertung der Fotos sei den CENAP-Experten jedoch alsbald klar geworden, dass es sich nur um ein Gimmick aus der Kinderzeitschrift Yps handelt: Ein „Solarzeppelin“. Der hauchdünne schwarze Plastikschlauch hat eine Länge von drei Metern. Bläst man ihn mit Luft auf und lässt ihn in der Sonne liegen, steigt er in die Luft – angeblich mehrere hundert Meter hoch. Bereits vor 33 Jahren hatte der Solar-Zeppelin von Yps für Verwirrung gesorgt – doch am 6. Juni brachte der Verlag das Möchtegern-UFO erneut in Umlauf.

Wie verantwortungslos. Stellen Sie sich nur die möglichen Konsequenzen vor: Schreiende Menschenmassen flüchten sich vor dem fliegenden Ungeheuer in den Untergrund. Das Verteidigungsministerium richtet einen Krisenstab ein, das Technische Hilfswerk verteilt Notrationen an die verängstigte Bevölkerung, und die Tagesschau bringt eine Sondersendung zum UFO-Alarm – live aus dem Regierungsbunker.

„Grusel! Verwirrung! Schock!“

Doch nichts dergleichen geschah – denn die UFO-Experten von CENAP alarmierten in weiser Voraussicht den Herausgeber von YPS über die bevorstehende UFO-Massenhysterie. In der Zentrale des Ehapa-Verlags erkannte man offenbar sofort den Ernst der Lage: Flugs beauftragte der Verlag eine Werbeagentur mit der Erstellung einer Pressemeldung: „UFO-Alarm über Deutschland – Experten geben Entwarnung“. Scheinbar völlig uneigennützig warnen die Werbetexter darin vor dem „beliebten Solar-Zeppelin“, mit dem das „Kultheft Yps“ bereits vor 16 Jahren für falschen UFO-Alarm gesorgt hatte. Und um ganz sicher zu gehen, dass auch alle Deutschen vor dem unheimlichen schwarzen Flugobjekt gewarnt würden, ließ man die Pressemeldung von news aktuell verbreiten – einer Tochtergesellschaft der Presseagentur DPA. Laut Preisliste dieses „Nachrichtennetzwerkes“ dürfte die Verbreitung der Meldung in Deutschland, Österreich und der Schweiz den Verlag schlappe 990 Euro gekostet haben – „inklusive aller Überlängen und Zuschläge“.

Zahlreiche Medien im In- und Ausland griffen die „Warnung“ vor der angeblich durch den Solarzeppelin drohenden UFO-Hysterie bereitwillig auf: „UFO-Alarm klärte sich auf„, schrieb beispielsweise heute.at, und das „Hessen Tageblatt“ behauptete: „Meldungen über UFO-Sichtungen häufen sich enorm in den letzten Tagen„.

Dabei hatte der Ehapa-Verlag bereits vor Erscheinen des Yps-Heftes ordentlich die Werbetrommel gerührt. Ein eigens produzierter Trailer, der am 5. Juni auf YouTube landete, beschreibt geradezu prophetisch die gewünschten Auswirkungen des fliegenden Plastikschlauchs auf die Bevölkerung: „Grusel! Verwirrung! Schock! Skandalumwittert! Geheimnisvoll!„, heißt es darin. Der schrullige Spot ist Teil einer Kampagne und stammt aus der Feder der Werbeagentur Aimaq von Lobenstein, die Anfang 2013 den Zuschlag für die Yps-Kampagne erhalten hatte (vgl. hier).

Der Graf von Solar-Zeppelin (Werbetrailer für Yps)

 

Kopfschütteln bei deutschen UFO-Vereinen

Bei den drei großen deutschen UFO-Vereinen jedoch ist man erstaunt über die angeblich „massive Erhöhung der UFO-Meldungen“. Zwar sind bei DEGUFO, GEP und MUFON-CES seit dem Erscheinungstag des Yps-Heftes am 6. Juni einige UFO-Sichtungsmeldungen hereingekommen – sechs Meldungen bei DEGUFO, zehn Meldungen bei MUFON-CES, fünf bei GEP und immerhin 17 Meldungen bei der UFO-Datenbank. Doch die Anzahl der Meldungen unterschied sich nicht mal nennenswert vom Durchschnitt. Christian Czech, Vorstandsmitglied von DEGUFO und GEP und Administrator der UFO-Datenbank: „Bis dato sind keine Sichtungsmeldungen eingegangen, die auf den Yps-Solarzeppelin als Verursacher hinweisen“. Und Astrophysiker Illobrand von Ludwiger, Chef von MUFON-CES, ergänzt: „Unsere zehn Sichtungsmeldungen seit dem 6. Juni behandeln kugel- und tellerförmige Objekte, aber nichts Längliches wie einen Solarzeppelin“. Kurz gesagt: Keine einzige UFO-Sichtungsmeldung bei den drei Forschungsvereinen geht auf den Solarzeppelin von Yps zurück.

Der „UFO-Alarm“ – nichts als eine Luftnummer?

Wie kommt es, dass keiner der drei großen deutschen UFO-Vereine etwas von der angeblichen UFO-Hysterie durch den Solarzeppelin mitbekommen hat? Ein Anruf bei CENAP-Chef Werner Walter in Mannheim bringt Klarheit:

Seit dem 6. Juni hätten sich bei CENAP insgesamt 8 (in Worten: ACHT!) Zeugen mit Solarzeppelin-verdächtigen Sichtungen gemeldet. Wohlgemerkt: Acht von rund 25 Meldungen. Und was ist mit der behaupteten „massiven Erhöhung der UFO-Meldungen“? Im letzten halben Jahr seien es auch nur 20-25 Meldungen monatlich gewesen, meint Walter. Wie es denn komme, dass die anderen UFO-Vereine von der massiven Erhöhung an UFO-Meldungen durch Solar-Zeppeline nichts mitbekommen haben, möchte ich wissen – und Walter antwortet: „Das ist denen ihr Problem. Die sind ja nicht der Nabel der Welt“. Ob ich ihn so zitieren dürfe, frage ich ihn. Walter: „Ja, das dürfen Sie.

Was lernen wir daraus?

  • Der Nabel der Welt befindet sich offenbar beim „Centralen Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene“ in Mannheim. Die vermeintlichen „Forscher“ von CENAP tragen mit ihrer – zugegeben! – bombastischen Pressearbeit erfolgreich dazu bei, dass das UFO-Thema stets im Bereich des Lächerlichen bleibt. Wie sie es dennoch seit Jahrzehnten schaffen, in deutschen Medien immer wieder als seriöse „UFO-Forscher“ präsentiert zu werden, ist mir ein großes Rätsel und sollte jeden Journalisten nachdenklich stimmen. Mit seriöser UFO-Forschung hat das jedoch nicht das Geringste zu tun.
  • Massenmedien sind nicht wirklich an UFO-Aufklärung interessiert; vielmehr verbreiten sie sorglos Falschmeldungen und verkaufen PR-Texte als echte Nachrichten. Hat jemand von denen überhaupt mal darüber nachgedacht, welchen Effekt sie in den Köpfen der Leser erzielen? Verantwortungsvoller Journalismus sieht anders aus!
  • Der Bereich UFOs und Außerirdische ist ein Haifischbecken. Unzählige gegenläufige Interessen treffen hier aufeinander – es wimmelt nur so an Falschmeldungen, Desinformation, Propaganda. Doch das Thema verdient eine seriöse Behandlung durch die Medien. Immerhin ist die Menschheit gerade dabei, den Horizont ihres Planeten zu überschreiten – da ist es nur eine Frage der Zeit, bis man sich ganz ernsthaft mit außerirdischem Leben auseinandersetzen muss.

Was können wir tun?

Im kommenden ExoMagazin werde ich umfangreich erläutern, wie man Desinformation und Propaganda in den Massenmedien erkennt und ein Modell präsentieren, mit dessen Hilfe sich der Leser den Zugang zu echten Fakten verschaffen kann, um der Wahrheit näher zu kommen. Denn ich finde, dass das Thema UFOs keineswegs lächerlich ist, sondern von großer Bedeutung für die Menschheit. Aber natürlich verfügt Exopolitik Deutschland nicht über einen riesigen Werbeetat wie der Ehapa-Verlag. Wir haben keine 990 Euro übrig, um eine Pressemeldung zu streuen, und an eine Werbekampagne durch eine Agentur ist im Moment schon gar nicht zu denken. Wenn wir solche Mittel zur Verfügung hätten, sähe die Berichterstattung in deutschen Massenmedien vielleicht schon etwas anders aus.

Bis dahin bleibt kritischen Freigeistern wohl nur der Blick ins ExoMagazin – dem wohl einzigen unabhängigen TV-Magazin im deutschsprachigen Raum, das sich auf seriöse Weise mit UFOs, Außerirdischen und Grenzwissenschaften beschäftigt.

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