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Die staatlichen UFO-Ermittler werden u.a. eine „schnelle Eingreiftruppe“ zur Aufklärung von „Transmedialen Objekten“ zum Einsatz bringen – eine Einordnung

von Robert Fleischer

Am 27. Dezember 2021 unterzeichnete US-Präsident Joe Biden das „Nationale Verteidigungsgenehmigungsgesetz“ (National Defense Authorisation Act) für das Haushaltsjahr 2022. Zum ersten Mal in der Geschichte enthält dieses Gesetz nun einen Abschnitt über die Gründung eines formellen UAP-Amtes innerhalb des Verteidigungsapparates.

Sec. 1683. Establishment of office, organizational structure, and 
          authorities to address unidentified aerial phenomena.

Während der Name des Amtes bislang noch nicht feststeht, ist sein Aufgabenspektrum sehr umfangreich und detailliert im Gesetz festgehalten. Der Gesetzesentwurf stammt von der Senatorin Kirsten Gillibrand und wurde von mehreren einflussreichen Senatoren unterstützt (wir berichteten). Offenbar um einer derart weitreichenden Aufklärung des UAP-Phänomens zuvor zu kommen, hatte das Pentagon am 23. November plötzlich die Gründung einer eigenen UAP-Abteilung bekannt gegeben, die „Arbeitsgruppe zur Identifizierung und synchronisierten Verwaltung von Flugobjekten“ (Airborne Object Identification and Management Synchronization Group, AOIMSG). Nichtsdestotrotz wird es nun parallel zu AOIMSG eine weitere UAP-Behörde unter Führung des US-Verteidigungsministeriums sowie des Direktors der Nationalen Geheimdienste geben, deren Tätigkeiten wesentlich umfangreicher sind und über die der Kongress in regelmäßigen Abständen informiert werden muss.

Nach Informationen des ehemaligen Leiters von AATIP, einer früheren UFO-Untersuchungsabteilung im Pentagon, Luis Elizondo, wird die neue vom US-Kongress beschlossene UFO-Behörde „unabhängig“ von AOIMSG arbeiten, jedoch mit dieser „zusammenarbeiten“.

Begriffsklärung

Im Gesetz wird durchgängig der Term „unidentified aerial phenomena“ verwendet – zu deutsch: Unidentifizierte Luftphänome. Als Abkürzung hat sich inzwischen „UAP“ eingebürgert. UAP ist also das, was man früher als „UFO“ bezeichnete (Unidentifiziertes Flugobjekt). Den Begriff „unidentified aerial phenomena“ definiert das Gesetz wie folgt:

(A) Objekte in der Luft, die nicht unmittelbar identifizierbar sind;
(B) transmediale Objekte oder Geräte, und
(C) untergetauchte Objekte oder Geräte, die nicht unmittelbar identifizierbar sind und die Verhaltens- und Leistungsmerkmale aufweisen, die darauf schließen lassen, dass diese mit den in (A) oder (B) beschriebenen Objekten zusammenhängen könnten.

Der Begriff „transmediale Objekte“ bezeichnet laut dem Gesetz „Objekte oder Geräte, bei denen ein Übergang zwischen dem Weltraum und der Atmosphäre oder zwischen der Atmosphäre und Gewässern beobachtet wird und die nicht unmittelbar identifizierbar sind“. Er wurde zuerst von Luis Elizondo öffentlich gebraucht, etwa hier: https://www.exomagazin.tv/ufos-pentagon-mitarbeiter-luis-elizondo-packt-aus/

Aufgaben des neuen UAP-Amtes

Standardisierte Erfassung  und Meldung von UAP-Zwischenfällen

Das neue UAP-Amt soll ähnlich wie AOIMSG Verfahren zur standardisierten Sammlung und Analyse von UAP-Zwischenfällen innerhalb des Verteidigungsministeriums und der Geheimdienste entwickeln. Ausdrücklich werden „schädliche physiologische Auswirkungen“ von UAP-Zwischenfällen mit eingeschlossen. Zudem soll die neue Behörde dafür sorgen, dass sämtliche dem Pentagon und den Geheimdiensten unterstehenden Bereiche solche Berichte rechtzeitig an ein zentrales Archiv melden.

Insgesamt steht die gebündelte Informationserfassung und -verarbeitung im Zentrum: Auch andere Ministerien und Regierungsbehörden sollen zusammenarbeiten, insbesondere mit der Luftaufsichtsbehörde FAA, der NASA, der Heimatschutzbehörde, der Wetter- und Ozeanografiebehörde und dem Energieministerium. Verteidigungsminister und Geheimdienstdirektor sollen gemeinsam „sicherstellen“, dass „jedes Element der Nachrichtendienste“, das über entsprechende Daten zu UAPs verfügt, diese Daten der neuen UFO-Behörde „unverzüglich“ zur Verfügung stellen. Darüber hinaus sieht das Gesetz auch eine „Koordinierung mit Verbündeten und Partnern der Vereinigten Staaten“ vor, um das Ausmaß von UAP-Aktivitäten besser beurteilen zu können. Und natürlich soll bewertet werden, ob UAP-Zwischenfälle eine Bedrohung für die USA darstellen.

Für politischen Sprengstoff könnte die Bestimmung sorgen, dass die neue UAP-Behörde „Verbindungen zwischen nicht identifizierten Luftphänomenen und gegnerischen ausländischen Regierungen, anderen ausländischen Regierungen oder nichtstaatlichen Akteuren“ bewerten soll. Man darf gespannt sein, ob auf diesem Wege neue Informationen zu fortschrittlichen geheimen Fluggeräten aus Russland oder China bekannt werden, die – genau wie die USA selbst – bereits länger im Verdacht stehen, über revolutionäre „Antigravitations“-Technologien zu verfügen. Im Gesetz ist eine Berichterstattung sowohl in geheimer als auch öffentlicher Form an den US-Kongress vorgesehen.

„Schnelle Eingreiftruppe“

Der Verteidigungsminister wird „eine oder mehrere“ Fachabteilungen aus dem Verteidigungsministerium und den Geheimdiensten benennen, die über entsprechende Fachkenntnisse und Ausrüstung verfügt, um „rasch“ auf UAP-Zwischenfälle zu reagieren und „Felduntersuchungen“ durchzuführen. Diese „schnelle Eingreiftruppe“ soll dem Direktor der neuen UAP-Behörde unterstehen und mit entsprechenden Mitteln ausgestattet werden, um ihre Aufgaben zu erfüllen.

Wissenschaftlich-technische Analyse

Der Verteidigungsminister wird ebenfalls eine oder mehrere Abteilungen benennen, die für die wissenschaftliche, technische und operationelle Analyse der bei den Felduntersuchungen gesammelten Daten verantwortlich ist. Hierzu zählen insbesondere „die Prüfung von Materialien, medizinischer Studien“ sowie die Entwicklung theoretischer Modelle, „um nicht identifizierte Luftphänomene besser zu verstehen und zu erklären“.

Interessanterweise sollen die UAP-Ermittler hierfür auch die Befugnis erhalten, „auf das besondere Fachwissen von Personen außerhalb der Bundesregierung“ mit entsprechenden Sicherheitsfreigaben zurückzugreifen. Mit einiger Wahrscheinlichkeit geraten damit nun Angestellte und Forscher von privaten Rüstungsunternehmen wie etwa Lockheed Martin oder Boeing ins Fadenkreuz der Ermittler. Von diesen und anderen Vertragsunternehmen des Pentagon wurde immer wieder gemunkelt, dass sie bereits geborgene Alien-Technologien im Geheimen nachentwickelt und die US-Regierung darüber im Unklaren gelassen hätten (vergleiche etwa die Bob-Lazar-Story oder die Kontroverse um das „Wilson-Memo„).

Dass bei privaten Vertragsunternehmen tatsächlich wertvolle Erkenntnisse rings um das UAP-Phänomen vorliegen, zeigt auch das Beispiel des früheren geheimen Forschungsprojekts AAWSAP. Es wurde von 2008 bis Ende 2010 im Auftrag des US-Militärgeheimdienstes DIA von dem Privatunternehmen Bigelow Aerospace Advanced Space Studies (BAASS) durchgeführt und mündete nicht nur in der Schaffung eines gigantischen UFO-Datenbanksystems, sondern führte unter anderem zu Aufsehen erregenden Erkenntnissen über die gesundheitlichen Auswirkungen von UAP-Nahkontakten bei Augenzeugen – vergleiche hierzu mein Interview mit dem früheren AAWSAP/BAASS-Projektleiter Dr. Colm Kelleher und mein Gespräch mit dem Investigativjournalisten George Knapp über AAWSAP: UAPs, Spuk & Orbs.

„Technologie und Absichten“

Der Leiter des UAP-Amtes wird die Entwicklung und Durchführung eines „nachrichtendienstlichen Plans zur Erfassung und Analyse“ beaufsichtigen. Dieser hat zum Ziel, „so viele Erkenntnisse wie möglich“ über technologische und betriebliche Merkmale von UAPs zu gewinnen. Dies umfasst laut Gesetz ausdrücklich auch „den Ursprung und die Absichten“ der unidentifizierten Luftphänomene. Schon der Wortlaut dieser Bestimmung lässt keinen Zweifel daran, dass die US-Regierung hinter UAPs schon längst nicht mehr nur falsch identifizierte, natürlich erklärbare Ursachen vermutet. Vielmehr sieht sie darin ein technologisches Phänomen, das eine bestimmte Absicht verfolgt und daher von irgendeiner Art von Intelligenz geleitet werden muss.

Wissenschaftsplan

Der Leiter des neuen UAP-Amtes wird ebenfalls die Entwicklung und Durchführung eines „Wissenschaftsplans“ beaufsichtigen. Dabei sollen wissenschaftliche Theorien entwickelt und getestet werden, um „die Eigenschaften und Leistungen“ der UAPs zu erklären, die „über den bekannten Stand von Wissenschaft und Technik hinausgehen, unter anderem in den Bereichen Antrieb, aerodynamische Steuerung, Signaturen, Strukturen, Materialien, Sensoren, Gegenmaßnahmen, Waffen, Elektronik und Energieerzeugung“. Zudem soll der Wissenschaftsplan als „Grundlage für potenzielle künftige Investitionen zur Nachbildung dieser fortschrittlichen Merkmale und Leistungen“ dienen – sprich: Die US-Regierung hat offenbar vor, in Zukunft eigene UAPs zu bauen.

Geheime und nicht-geheime Berichte an den US-Kongress

Spätestens am 31. Oktober 2022 und danach jährlich bis zum 31. Oktober 2026 soll das UAP-Amt den entsprechenden Kongressausschüssen einen unklassifizierten Bericht über unidentifizierte Luftphänome vorlegen. Diese im Prinzip öffentlichen Berichte sollen u.a. folgende Informationen enthalten:

  • alle gemeldeten UAP-Ereignisse, die während des Einjahreszeitraums auftraten bzw. noch nicht vorher gemeldet wurden;
  • eine Analyse der Daten und Erkenntnisse zu jedem gemeldeten Ereignis;
  • die Anzahl und Analyse gemeldeter UAP-Vorfälle im beschränkten Luftraum der USA;
  • eine Identifizierung „möglicher Bedrohungen der nationalen Sicherheit“ der USA durch UAPs „oder andere Gefahren“;
  • eine Bewertung jeglicher UAP-Aktivitäten, „die einer oder mehreren gegnerischen ausländischen Regierungen zugeschrieben werden können“;
  • Identifizierung von Vorfällen oder Mustern in Bezug auf UAP, die darauf hindeuten, dass eine gegnerische ausländische Regierung „eine bahnbrechende Fähigkeit im Bereich der Luft- und Raumfahrt erlangt haben könnte“;
  • Fortschritte bei der Koordinierung der USA mit Verbündeten und Partnern, um UAPs „zu verfolgen, zu verstehen und zu bekämpfen“;
  • eine Bewertung etwaiger gesundheitlicher Auswirkungen für Personen, die mit UAPs in Berührung gekommen sind;
  • die Anzahl gemeldeter UAP-Vorfälle im Zusammenhang mit militärischen Atomanlagen, „einschließlich strategischer Nuklearwaffen und nuklear angetriebener Schiffe und U-Boote“;
  • die Anzahl von UAP-Vorfällen im Zusammenhang mit Anlagen oder Einrichtungen für Produktion, Transport oder Lagerung von Kernwaffen und deren Komponenten;
  • die Anzahl gemeldeter Vorfälle von UAPs oder Drohnen unbekannten Ursprungs im Zusammenhang mit „Kernraftwerken, Kernbrennstofflagern oder anderen von der Atomaufsichtsbehörde beaufsichtigten Standorten oder Anlagen“.

Wie diese Aufzählung deutlich macht, ist sich die US-Regierung darüber im Klaren, dass UFOs / UAPs sich vor allem in der Nähe von Atomanlagen zeigen, worüber wir seit langem berichten – vgl. etwa Robert Hastings: UFOs & Atomanlagen, aber auch: UAP greift Atomrakte im Flug an, oder: UAP über Atombasis – Der Fall Soesterberg. Nicht zuletzt mein Interview mit Jacques Vallée und Paola Harris erwähnt, die ein Buch über den wohl ersten UFO-Absturz in der Nähe des Atombombentestgeländes Trinity im Jahr 1945 verfasst haben: Das bestgehütete Geheimnis.

Zudem soll das UAP-Amt spätestens 90 Tage nach Inkrafttreten des Gesetzes – also im März 2022 einen ersten klassifizierten Bericht bei Kongressausschüssen vorlegen und danach nicht seltener als halbjährlich geheimen Rapport erstatten. Der erste geheime Bericht soll alle Informationen enthalten, die bei der UAP Task Force nach ihrem „Redaktionsschluss“ am 24. Juni 2021 eingegangen sind. Alle weiteren halbjährlichen klassifizierten Berichte sollen neben den im Berichtszeitraum aufgetretenen Vorfällen auch jene Fälle aufzählen, in denen dem UAP-Amt aufgrund von Sicherheitsbeschränkungen oder anderen Gründen keine Informationen von anderen Stellen zugänglich gemacht wurden. Möglicherweise dient diese Bestimmung dazu, die an vielen Orten des Geheimdienstapparates verstreut liegenden Informationen erstmals zu bündeln. Ein längst überfälliger Schritt.

Wer erhält die UAP-Berichte?

Alle Berichte werden folgenden Kongressausschüssen vorgelegt:

  • Die Streitkräfteausschüsse des Repräsentantenhauses und des Senats.
  • Die Ausschüsse für Haushaltsmittel des Repräsentantenhauses und des Senats.
  • Der Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten des Repräsentantenhauses und der Ausschuss für auswärtige Beziehungen des Senats.
  • Das Permanent Select Committee on Intelligence des Repräsentantenhauses und das Select Committee on Intelligence des Senats.

Ausblick

Das neue UAP-Amt wird mit Sicherheit die Zukunft prägen: Einerseits ist mit vielen neuen, bislang unbekannten Erkenntnissen zu rechnen. Andererseits wächst der Druck auf andere Nationen – insbesondere Russland und China, aber auch Deutschland – bekanntzugeben, was man dort über das Phänomen weiß. Zudem gewinnt das Thema UAPs damit an Bedeutung für die Wissenschaft. Viel zu lang wurde es ignoriert und lächerlich gemacht. Abzuwarten bleibt, inwieweit die USA die Erkenntnisse ihres neuen UAP-Amtes dazu nutzen werden, um neue geopolitische Spielfelder zu eröffnen. Insbesondere der Fokus auf „ausländische gegnerische Regierungen“ könnte hierfür viel Stoff bieten.

 

 

 

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