US-Kapitol (Quelle: Wikipedia.de)
US-Kapitol

(politico.com) Der Luftraum über dem Washingtoner Kapitol ist eine Flugverbotszone, aber Wilbur Allen sieht regelmäßig UFOs darüber hinweg fliegen. In der Abenddämmerung sitzt Allen am Capitol Reflection Pool, richtet seine Kamera auf den Capitol Dome und wartet auf etwas – irgendetwas – was über eine der bekanntesten Skylines der Welt fliegt. „Wenn es hier dunkel wird, kann es bizarr werden“, sagt er unaufgeregt und späht durch die Linse seiner Kamera.

Allen gehört zu einer kleinen, hartnäckigen Gruppe von Exopolitik-Aktivisten, welche die sozialpolitischen Implikationen eines Kontaktes mit Außerirdischen studieren. Wie viele Exopolitiker ist auch Allen der Meinung, dass die Regierung über außerirdisches Leben Bescheid weiß und dass dies vom Kongress offengelegt werden sollte – und dass ein Plan entwickelt werden sollte für den Fall eines offenen Kontaktes.

Allen hat einen Master-Abschluss an der Howard Univerity und arbeitet als Ingenieur für einen lokalen Nachrichtensender. Praktischerweise lebt er gleich in der Nähe des Kapitols und seine über die Jahre entstandenen Fotos zeigen verschiedene Lichter und fliegende Objekte, welche rund um das Kapitol fliegen.

Seine Bilder haben ihn so beunruhigt, dass er regelmäßig die neuesten Aufnahmen an die U.S. Capitol Police schickt.

Reaktionen bekommt er kaum.

Technisch betrachtet ist die Polizei nicht für den Luftraum über dem Kapitol zuständig.

„Die Capitol Police macht einen tollen Job, aber mit Außerirdischen wollen sie nichts zu tun haben.“, sagt Allen mit einem Achselzucken. „Und die meisten Mitglieder des Kongresses sind ungläubig. Sie können sich einfach nicht vorstellen, dass es noch mehr außerhalb ihrer Vorstellungskraft gibt.“

„Kein Kommentar“, sagt eine Sprecherin der Capitol Police.

Aus exopolitischer Sicht laufen die Dinge zur Zeit gut. Im Jahr 2007 kündigte die französische Regierung die Veröffentlichung aller ihrer UFO-Akten an. Der Chefastronom des Vatikans sagte kürzlich, dass die Existenz außerirdischen Lebens nicht unwahrscheinlich ist. Eine aktuelle Umfrage von Reuters ergab, dass einer von fünf Menschen an Außerirdische glaubt.

Washington bleibt skeptisch.

Obwohl das Internet voll ist mit Geschichten über die UFO-Sichtungen über Washington im Jahre 1952 sagt der Historiker Donald Ritchie, dass er keine Aufzeichnungen darüber hat.

„Das einzige UFO über dem Kapitol sah ich in dem Film ‚Mars Attacks'“, sagt Ritchie.

Stephen Bassett ist der einzige bekannte UFO-Lobbyist und fordert Kongress-Anhörungen, schreibt Briefe und versucht Treffen mit Kongressmitglieder zu arrangieren.

Bassetts ‚Paradigm Research Group‚ drängt die Regierung zur Offenlegung. Finanziert wird das Ganze über Spendengelder.

Anfang Mai veranstaltete Bassett die X-Conference 2010 im National Press Club. Dort forderten er und andere Experten eine Offenlegung des UFO-Themas. Obwohl alle Kongressmitglieder und Repräsentanten des Weißen Hauses eingeladen waren bestand das 130-Personen-Publikum vor allem aus Wissenschaftlern und Interessierten.

Die meisten Abgeordneten wollen nichts mit UFOs zu tun haben, weil sie Angst haben für Trekkies gehalten zu werden.

„Ich habe mich mit Kongressmitgliedern getroffen, aber die Gesamtsituation ist immer die gleiche. Sie wollen sich nicht öffentlich zum Thema äußern.“, sagt Bassett. „Die Abgeordneten haben genug damit zu tun Ihre Position zu halten und wieder gewählt zu werden. Sie wollen nichts sagen, was ihnen schaden könnte. Sie könnten ganz schön gescholten werden.“

„Das Problem ist, ich weiß nicht ob Außerirdische in meinem Bezirk registriert sind“, sagt der Republikaner Gene Green aus Texas, ein begeisterter Anhänger der Weltraumforschung. „In der Regel beschäftigen sich die Mitglieder des Kongresses mit vorhandenen Problemen. Vielleicht beschäftigen wir uns eines Tages auch mit Außerirdischen, aber diese Brücke können wir erst überqueren, wenn es soweit ist.“

Bassetts registriert wenige bis gar keine Aktivitäten im Weißen Haus. In den vergangenen Jahren hat er nicht weniger als 5.000$ für seine Lobbyarbeit ausgegeben.

Die diesjährige X-Conference schloss Bassett mit einem Minus von 35.000$ ab, welche er nun aufbringen muss.

Michael Salla, Direktor des Exopolitics Institute auf Hawaii, sagt, er und andere Forscher hätten schon versucht die US-Außenministerin Hillary Clinton, den ehemaligen Stabschef des Weißen Hauses John Podesta und den Berater für die Nationale Sicherheit Jim Jones zu erreichen. Podesta, Leiter des Thinktanks ‚Center for American Progress‘, leitete auch Obamas Übergangsregierung und forderte in der Vergangenheit die Regierung auf mit diesem Thema transparenter umzugehen.

„Es ist ein gefährliches Thema für Politiker“, sagt Darrell West, Direktor des Brookings Institute. „Sie müssen aufpassen nicht als verrückt abgestempelt zu werden. Die Chancen für weiteres Leben im Universum steigen täglich, aber niemand möchte die Führungsrolle für ein Thema übernehmen, wenn man keine Rückendeckung hat.“

Der Republikaner Dennis Kucinic lernte diese Lektion beim letzten Präsidentschaftswahlkampf während einer Fernsehdebatte. Damals bestand er darauf ‚etwas gesehen zu haben‘, was über das Haus eines Freundes geflogen sein soll.

Kucinic versuchte daraus einen Witz zu machen – „Bedenken Sie, dass Jimmy Carter auch ein UFO gesehen hat und ich glaube es haben mehr Menschen ein UFO gesehen, als die Bush-Regierung erlaubt hat.“, witzelte er, aber dafür wurde er aus allen Ecken verspottet.

So mühen sich die Exopolitiker also ab. Eine winzige Minderheit kämpft für die Offenlegung auf dem Capitol Hill.

„Nur wenige Menschen sind bereit diese Art von Opfer zu bringen. Man bekommt kein Geld. Man findet keine Partnerin oder bekommt Kinder und man führt ein sehr einfaches Leben.“, sagt Bassett.

„Ich bin zur Zeit alleine“, sagt Allen. „Wenn man beginnt über UFOs zu sprechen, denkt jeder du bist irgendwie seltsam.“

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