UFO-Video der chilenischen Luftwaffe (Quelle: CEFAA)

Der Umgang mit einem vom chilenischen Militär veröffentlichten UFO-Video zeigt, wie wichtig die transparente Erforschung des Phänomens ist

von Robert Fleischer

Am 5. Januar beschloss das kleine Land Chile, weltweite Schlagzeilen zu machen. Denn an diesem Tag veröffentlichte die angesehene US-Journalistin Leslie Kean auf Huffington Post eine Story über ein UFO-Video der Luftwaffe. Das UFO wurde am Nachmittag des 11. November 2014 von einer professionellen Aufklärungskamera an Bord eines Hubschraubers der Marine erfasst, der gerade an der Küstenlinie auf Patrouille war. Nachdem der Kamera-Operator das Objekt gesichtet hatte, wurde es auch von den übrigen beiden Offizieren an Bord visuell bestätigt (Pressemitteilung von CEFAA)

Es ist bei weitem nicht das einzige UFO-Video, mit dem die offizielle UFO-Forschungsbehörde Chiles bislang von sich reden machte. Auf der offiziellen Webseite stellen die staatlichen UFO-Forscher einige der interessantesten Fälle vor. Und auch in anderen Ländern kamen bereits UFO-Videos aus offiziellen Kanälen an die Öffentlichkeit (wie beispielsweise im September 2016 von der walisischen Polizei). Was dieses Video so außergewöhnlich macht, ist neben der ungewöhnlich langen Sichtungsdauer von 10 Minuten auch die gute Dokumentation ringsherum. So wurde das Objekt mit dem Auge beobachtet, doch der Ausstoß einer unbekannten Substanz sei nur im Infrarotspektrum sichtbar gewesen. Das Objekt reagierte nicht auf Funkkontakt und zeigte sich nicht auf dem Radar. Allein aus diesen Gründen schied eine konventionelle Erklärung zunächst aus – denn ein Fluggerät dieser Größe hätte sich zumindest auf dem Radar bemerkbar gemacht. 

Zwei Jahre lang untersuchten Luftfahrtexperten den Vorfall im Geheimen, unter Einbeziehung weiterer Regierungsbehörden. Doch auch weitere potenzielle Ursachen wie wiedereintretender Weltraummüll oder Satelliten konnten ausgeschlossen werden. CEFAA bat auch unabhängige Fotoanalyse-Experten der französischen staatlichen UFO-Forschungsbehörde GEIPAN um Mithilfe. Diese kamen in ihrem Bericht zu dem Schluss, dass das Video höchstwahrscheinlich ein zweistrahliges Mittelstreckenflugzeug im Landeanflug zeigt – eine Deutung, der sich die Expertenkommission von CEFAA nicht anschloss. 

Dann, im Januar 2017, veröffentlichte Leslie Kean das CEFAA-Video und trat damit die in solchen Fällen übliche Presselawine los: Während deutsche Medien wie etwa Galileo.tv das staatlich untersuchte und veröffentlichte Video ohne jede Begründung in die Verschwörer-Ecke rückten („Bitte einmal alle die Alu-Hüte auspacken, es wird gefährlich“), wurde es insbesondere in englischsprachigen Medien mit dem üblichen Sensationalismus verbreitet. Schnell waren selbsternannte Experten zur Stelle, die den chilenischen UFO-Untersuchern schlampige Methoden vorwarfen. Doch es meldeten sich bei Leslie Kean auch seriöse Forscher. Robert Powell vom Wissenschaftsbeirat der US-Forschungsorganisation MUFON untersuchte das Video und verglich es mit den offiziellen Radardaten. So konnte er einige ungenaue Angaben überprüfen und korrigieren. Seine von Leslie Kean in einem zweiten Artikel veröffentlichte Schlussfolgerung lautet: Wenn es ein Flugzeug war, dann mit hoher Wahrscheinlichkeit der Flug IB6830 von Iberia Airlines auf dem Weg von Santiago de Chile nach Madrid. 

Doch wenn es zivilen Experten binnen zwei Tagen gelang, eine konventionelle Erklärung zu finden – warum blieb dann die Untersuchung der staatlichen chilenischen UFO-Forscher selbst nach zwei Jahren ohne Ergebnis? Leslie Kean weist in ihrem Artikel darauf hin, dass die These von Flug IB6830 nicht alle Fragen beantwortet:

„Die Marinebesatzung gab die Sichtweite vom Hubschrauber aus mit 30 nautischen Meilen an. Da Flug IB6830 weiter weg war – wie konnte die Kamera diesen erfassen? Und es ist schwer vorstellbar, dass ein erfahrener Pilot kein anderes Flugzeug erkennen würde. Wenn die Kamera also Flug IB6830 aufzeichnete – warum dann nicht andere Flugzeuge, die während dieser 10 Minuten dort entlang flogen? Warum wurde das Flugzeug nicht vom Bordradar erfasst? Und wenn Flug IB6830 eine (auf den Radarbildern sichtbare) Schleife flog – warum musste die Kamera nicht ihren Sichtwinkel radikal wechseln, um ihm zu folgen?“ Leslie Kean

Fragen, die nur Experten beantworten können. Doch die Ergebnisse der unabhängigen Forscher zeigen: Eine Einbeziehung ziviler Wissenschaftler erweist sich immer öfter als sinnvoll. Eine transparente, multidisziplinäre Erforschung des Vorfalls hätte wahrscheinlich schon eher zu Ergebnissen geführt. Sollte es sich herausstellen, dass die chilenische UFO-Behörde CEFAA zwei Jahre lang Steuergelder für die Untersuchung einer Flugzeugsichtung verpulvert hat, könnte dies ernste Konsequenzen für die offizielle staatliche UFO-Forschung dieses Landes haben, die noch in den Kinderschuhen steckt. Das wäre bedauerlich, denn weltweit gibt es bislang nur fünf Länder, in denen das Phänomen offiziell von staatlichen Behörden untersucht wird (vgl. Exopolitik-Briefing-Dokument).

Der Vorfall in Chile zeigt aber auch, wie wichtig eine offene, transparente Beschäftigung mit dem UFO-Phänomen ist. Es geht nicht nur um die Untersuchung potenzieller Sicherheitsrisiken im Luftraum, sondern auch darum, der Bevölkerung Antworten auf immer lauter werdende Fragen zu geben. Bislang hat die deutsche Bundeswehr jedoch die Existenz des UFO-Phänomens (im krassen Kontrast zu 20 anderen Ländern) stets abgestritten, und die deutsche Bundesregierung verneint die Frage, ob sich auch deutsche Stellen damit beschäftigen – obwohl es zum Beispiel Akten des Bundesnachrichtendienstes darüber gibt. Es ist nicht abzusehen, welche Partei nach der kommenden Bundestagswahl das Ruder herumreißen und der UFO-Forschung in Deutschland den Platz einräumen könnte, der einem hochentwickelten Industrieland würdig ist. Schaut man sich die Transparenz an, mit der Chile den UFOs begegnet, wirkt Deutschland nach wie vor wie eine Bananenrepublik.

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