(GreWi) Brasilien – Mit einer neuen Regierungsanordnung hat der Chef der brasilianischen Luftwaffe den zukünftigen offiziellen Umgang der brasilianischen Luftwaffe mit UFO-Sichtungen festgelegt. Ein wichtiger Schritt zu mehr Regierungstransparenz, an dem sich insbesondere die deutsche Regierung ein Beispiel nehmen könnte.
Die neue Verfahrensweise wurde im brasilianischen Amtsblatt „Diário Oficial da União“ (zu vergleichen mit dem „Bundesanzeiger“) veröffentlicht. Darin erläutert der Viersternegeneral Juniti Saito die zukünftige „Regulierung, Erfassung und Handhabung von Materialien innerhalb des Wirkungsbereichs der Luftwaffe, die im Zusammenhang mit ‚unidentifizierten Flugobjekten‘ stehen“ wie folgt:
Die offizielle Bekanntmachung im Wortlaut
„In Übereinstimmung mit den durch die Dienstvorschrift Nr. 6834 vom 30. April 2009 bestätigten Bestimmungen von Abschnitt XIV von Artikel 23 der Regimentsstruktur des Luftfahrtkommandos und unter Berücksichtigung des Prozederes, welches in Paragraph 67000.001974/2010-61 dargelegt wird, hat der Kommandierende der Luftwaffe folgendes beschlossen:
1. Die Aktivitäten des Luftwaffen-Kommandos (COMAER) bezüglich „unidentifizierten Flugobjekten“ (UFOs) beschränkt sich auf die Erfassung der Vorfälle und die darauf folgende Weitergabe an die Nationalarchive.
2. Das brasilianische Luftraumverteidigungskommando (COMDABRA), als Zentralorgan des brasilianischen Luftraumverteidigungssystems (SISDABRA) ist innerhalb der COMAER für den Erhalt und die Katalogisierung von Berichten über UFOs in angemessener Form verantwortlich, wenn diese von Personal der Luftraumüberwachung stammen und dafür, diese Meldungen an das „Zentrum zur Dokumentation der Luftfahrtgeschichte“ (CENDOC) weiterzuleiten.
3. CENDOC ist innerhalb des COMAER für das Kopieren, Zusammenfassen und die Zuordnung der Aufzeichnungen die von COMDABRA weitergeleitet wurden verantwortlich und hat die Originale in regelmäßigen Abständen dem Nationalarchiv zu überstellen. unterzeichnet Lieutenant-Brigadier Juniti Saito“
UFO-Magazin: Tausende Berichte erwartet
Während UFO-Skeptiker in dem Schritt der brasilianischen Militärs ein Abschieben ungeliebter Angelegenheiten auf das Nationalarchiv zu erkennen glauben, feiern brasilianische UFO-Forscher u. a. um A. J. Gevaerd vom brasilianischen „UFO Magazine“ den Schritt der brasilianischen Luftwaffe als Ergebnis ihrer jahrelangen Bemühungen um eine Veröffentlichung der bislang und einst geheimen UFO-Akten von Regierung und Militärs und der Forderung nach einer transparenten Dokumentation von UFO-Sichtungen durch das brasilianische Militär.
Ob die Regelung auch rückwirkend Gültigkeit besitzt und somit in der Folge, neben den mehr als 1.300 bereits veröffentlichten einst geheimen UFO-Akten der brasilianischen Luftwaffe noch weitere historische Fälle ans Tageslicht kommen werden, sei bislang noch nicht abzuschätzen, erläutert Gevaerd.
Auch sei noch nicht bekannt, ob auch Ergebnisse möglicher Untersuchungen durch von der Regelung nicht betroffener Stellen innerhalb der Luftwaffe ebenfalls in der dargelegten Weise dem Nationalarchiv überstellt und damit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen. Sicher ist, dass in der Vergangenheit Spezialeinheiten der Luftwaffe offiziell mit der Untersuchung und Erforschung von UFO-Sichtungen betraut waren.
Aus Interviews mit dem „UFO Magazine“ geht hervor, dass noch „Tonnen offizieller Dokumente der brasilianischen Luftwaffe aus den vergangenen Jahrzehnten“ nicht veröffentlicht, jedoch in Folge einer offiziellen Anordnung von Lieutenant-Brigadier José Carlos Pereira digitalisiert und in einer großen Datenbank archiviert wurden.
Zudem war Pereira für die Erstellung eines neuen Formulars verantwortlich, mit dem Zivil- und Militärpiloten ihre UFO-Sichtungen melden und dokumentieren sollten. Von diesen Berichten, so Pereira, gäbe es noch hunderte. „Mit der Regulierung der Handhabung von UFO-Berichten durch die Luftwaffe und insbesondere jener Meldungen von Luftfahrtpersonal, wie sie im ‚Diário Oficial da União‘ dargelegt ist, erkennt die brasilianische Luftwaffe die reale Existenz des UFO-Phänomens faktisch an. Zumal zu diesen Sichtungszeugen auch hochrangige Offizielle und Militärs, darunter der bereits erwähnte Lieutenant-Brigadier José Carlos Pereira sowie der ehemalige Luftverteidigungsminister Lieutenant-Brigadier Sócrates Monteiro zählen“, erläutert Gevaerd.
Die reale Existenz des UFO-Phänomens werde vom Militär eindeutig in zahlreichen bereits freigegebenen Dokumenten anerkannt, aus welchen auch die intensive Untersuchung der Vorfälle durch die Luftwaffe und andere offizielle Organisationen hervorgeht (LINK).
Für die brasilianischen UFO-Forscher des „Brazilian Committee of UFO Researchers“ (CBU) ist die neue offizielle Haltung der Luftwaffe ein großer Durchbruch in ihren jahrzehntelangen Bemühungen um eine transparente Handhabung der gemeldeten UFO-Sichtungen auch von Seiten des Militärs und der Regierung, wie sie im Rahmen der seit 2004 laufenden Kampagne „UFOs: Freedom of Information Now“ gefordert wird.
Ein Beispiel für Deutschland
Nun hoffen internationale Kollegen, dass andere Staaten sich ein Beispiel an Brasiliens transparenter Handhabung von UFO-Fällen nehmen. In Europa haben sowohl Großbritannien als auch Frankreich ähnliche Verfahrensweisen eingerichtet. Die deutsche Regierung gibt jedoch von jeher vor, nicht an der staatlichen Erforschung und Dokumentation von UFO-Sichtungen interessiert oder beteiligt zu sein.
Doch nicht nur UFO-Forscher bezweifeln dies seit langem. So heißt es in einer Ausarbeitung des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages: „Die Tatsache, dass sowohl Großbritannien als auch Frankreich sich mit der Fragestellung nach der Existenz von UFOs und außerirdischen Lebensformen beschäftigten und dies – nach vorheriger Geheimhaltung – in den letzten Jahren sogar via Internet veröffentlicht haben, die Vermutung nahe legt, dass sich auch deutsche Behörden oder Ministerien mit dieser Fragestellung befasst haben bzw. befassen“.
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