Marcoule - Foto: K Maschke / Wikipedia

Zwei weitere AKWs erhielten Besuch von ominösen Flugobjekten – eines davon sei mit einem „Scheinwerfer“ ausgestattet gewesen

 

 

von Robert Fleischer

(Foto: K Maschke / Wikipedia)

Inzwischen hat man sich ja schon daran gewöhnt, jeden Morgen aufs Neue Presseberichte über unbekannte „Flugdrohnen“ zu lesen, die seit Anfang Oktober einfach nicht von französischen Atommeilern lassen können. Da es nur noch wenige AKWs gibt, die noch nicht überflogen wurden, sollte man meinen, dass es für Sicherheitsbehörden ein Kinderspiel ist, sie zu beschützen. Doch die Liste betroffener Kernreaktoren wird täglich länger:

Bereits am vergangenen Mittwochabend, heißt es in einer Meldung von 20minutes.fr, hätte der Wachschutz der Anlage von Saint-Alban (Département Isère) ein „mit einer Drohne vergleichbares Fluggerät“ im Luftraum über der Anlage festgestellt. Auch in diesem Falle hätte der Überflug selbstverständlich „keinerlei Auswirkungen auf die Sicherheit und den Betrieb“ des Reaktors gehabt. Atomanlagenbetreiber EDF erstattete Anzeige gegen Unbekannt.

Nicht nur die Tatsache, dass die Flugobjekte allen verstärkten Sicherheitsmaßnahmen zum Trotz weiterhin in gesperrtem Luftraum herumfliegen, ohne dass Täter ausfindig gemacht werden können, lässt die Theorie von ferngesteuerten Flugdrohnen immer unwahrscheinlicher wirken. Auch die Beschreibung des Was-auch-immer, das vergangene Nacht die bislang verschont gebliebene Nuklearanlage von Marcoule (Département Gard) überflog, erinnert eher an eine klassische UFO-Sichtung. Gegen 2:40 Uhr hätten Mitarbeiter des Kernreaktors ein fliegendes Objekt ausgemacht, das mit einem Scheinwerfer ausgestattet gewesen sei, meldet AFP, wie immer unter Berufung auf eine anonyme, „mit der Angelegenheit vertraute Quelle“.

{module [426]}Ein fliegender „Scheinwerfer“?

Nun wäre es durchaus denkbar, einen Scheinwerfer auf einen Kopter zu montieren. Doch müsste dieser enorm leistungsstark sein, um aus einer Flughöhe von, sagen wir, 30 Metern, noch einen nennenswerten Lichtkegel auf dem Boden zu erzeugen. Moderne LED-Scheinwerfer erreichen mit einer Leistung von 9 Watt immerhin die Leuchtkraft einer 60 Watt Glühlampe. Aber wäre ein solches Licht, das selbst an einer Zimmerdecke eher für gemütliche Atmosphäre denn für taghelle Ausleuchtung sorgt, wirklich ausreichend, um aus großer Höhe einen nennenswerten Lichtkegel am Boden zu erzeugen? Würde ein solches Licht überhaupt die Bezeichnung „Scheinwerfer“ verdienen? War es eventuell noch viel heller?

Über die Strahlkraft des „Scheinwerfers“ können wir auf Grund mangelnder Informationslage natürlich nur spekulieren. In jedem Falle dürfte sich ein leistungsstarker Bordscheinwerfer deutlich auf die ohnehin knapp bemessene Akkulaufzeit einer professionellen Drohne auswirken – und damit auch auf deren maximale Flugdauer.

Mögliche Parallele zu Europas bekanntestem UFO-Fall

Die Schilderung dessen, was das Sicherheitspersonal von Marcoule gestern Nacht beobachtete, mag an den berühmten UFO-Fall im Rendlesham Forest erinnern. Auch damals schwebte ein Flugobjekt mit Lichtern über einer sensiblen Anlage – dem Militärstützpunkt Bentwaters/Woodbridge, der zu Zeiten des Kalten Krieges Atombomben beherbergte. Das Objekt schoss nach Angaben des stellvertretenden Kommandanten und Augenzeugen Charles Halt einen Lichtstrahl ins geheime Atomwaffenlager.

Eine mögliche Paralle zu Frankreich drängt sich auf: Die Nuklearanlage Marcoule spielte bis 2009 noch eine wichtige Rolle bei Frankreichs Programm zum Bau von Atombomben. Inzwischen wird sie offiziell als Kernforschungszentrum genutzt und soll ab 2016 rückgebaut werden. Die Anlage untersteht dem französischen Kommissariat für Atomenergie CEA.

Wohl nicht alle Zwischenfälle bekannt

Das offizielle Statement des CEA-Pressesprechers lässt erahnen, dass längst noch nicht alle Überflüge durch seltsame Flugobjekte bekannt geworden sind. „In den vergangenen Wochen wurden mehrere CEA-Anlagen überflogen“, erklärte Cédric Garnier gegenüber BFMTV, aus ermittlungstaktischen Gründen wolle er aber keine weiteren Angaben machen. Seine Organisation erstatte jedes Mal „systematisch Anzeige“. Bislang war lediglich ein weiterer Überflug einer CEA-Anlage bekannt geworden (wir berichteten).

{module [426]}Vermeintliche Übeltäter wieder auf freiem Fuß

Die am Mittwoch festgenommenen Jugendlichen, die verdächtigt worden waren, hinter den verbotenen Überflügen zu stecken, sind inzwischen alle wieder frei. Es seien „Modellflug-Fans“, die lediglich vorgehabt hätten, „ihr ferngesteuertes Spielzeugboot auf dem See neben dem Atommeiler zu filmen“, erklärte Staatsanwalt Vincent Bonnefoy gegenüber AFP. Sie stehen nicht im Verdacht, irgendetwas mit den anderen Überflügen zu tun zu haben.

Besuchen UFOs französische Atommeiler?

Noch immer sind kaum brauchbare Informationen über das genaue Aussehen und Flugverhalten der gesichteten Objekte öffentlich. Dass französische Stellen es auf Grund der Sicherheitsrelevanz und der laufenden Ermittlungen vorziehen zu schweigen, ist nachvollziehbar. Die neuerlichen Überflüge trotz massiver Sicherheitsmaßnahmen lassen jedoch Zweifel daran aufkommen, ob es sich tatsächlich nur um „Drohnen“ handelt, also ferngesteuerte Kopter, von deren mutmaßlichen Piloten keine Spur zu finden ist.

Doch was sollte Frankreichs Innenministerium denn kommunizieren, wenn es anders wäre? Eine Ansage wie „Mesdames et messieurs, unsere Atomkraftwerke werden von UFOs inspiziert und wir können nichts dagegen tun“ wäre für politische Entscheidungsträger kaum eine Option – schon gar nicht in Frankreich, das wie kaum ein anderes Land vom Atomstrom abhängig ist.

Die UFO-Atom-Connection

Dennoch – eine Parallele zu zahlreichen Vorfällen in der Geschichte, bei denen sensible Atomanlagen von unidentifizierten Flugobjekten besucht wurden, scheint immer denkbarer. Über die stichhaltigsten Begegnungen im gesperrten Kernreaktor-Luftraum sowie über seltsame Phänomene über dem deutschen AKW Neckarwestheim berichten wir in einem ExoMagazin.tv-Spezial, das am Samstagvormittag veröffentlicht wird.

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