Eine Maschine vom Typ Dash 8 Q400 (Foto: Milad A380)

Ein Flugzeug im Landeanflug auf Perth entging nur knapp einem Zusammenstoß mit einem unidentifzierten Flugobjekt.

von Robert Fleischer

Das Australische Amt für Verkehrssicherheit (ATSB) ist eigentlich nicht dafür bekannt, wilde UFO-Storys in die Welt zu setzen. Doch was sich am 19. März über Perth ereignete, bezeichnen die Flugsicherheitsbeamten völlig zu Recht als „ernsten Zwischenfall“. Was war geschehen?

Um 9:13 Uhr morgens befindet sich ein Regionalflugzeug der Marke De Havilland DHC-8 gerade 23 Kilometer nord-nordöstlich von Perth im Landeanflug auf den Flughafen, als die Besatzung plötzlich direkt vor dem Flugzeug ein „helles, blitzendes Licht“ bemerkt. Das Licht scheint auf die Maschine zuzusteuern. Als die Piloten erkennen, dass das Licht von einem unbekannten Flugobjekt ausgeht, ist es schon fast zu spät: Gerade noch rechtzeitig verhindern sie einen Zusammenstoß durch ein beherztes Ausweichmanöver – das Objekt schrammt in gerade einmal 20-30 Metern Entfernung an ihnen vorbei.

Der Vorfall, den das australische Verkehrssicherheitsamt nun in seiner aktuellsten Ausgabe des Aviation Short Investigations Bulletin veröffentlichte, wirft einige Fragen auf, die selbst Experten hellhörig werden lassen.

{module [426]}Zylinderförmig, grau

Zum Zeitpunkt des Beinahe-Zusammenstoßes befand sich der Regionalflieger in einer Flughöhe von 3800 Fuß (rund 1233 Meter) und nur etwa 100 Meter oberhalb eines militärisch gesperrten Luftraums. Die Australische Defence Force versicherte jedoch gegenüber dem ATSB, dass in diesem Zeitraum keinerlei unbemannte Fluggeräte unterwegs waren. Eine militärische Flugdrohne scheidet demnach als Erklärung aus – vorausgesetzt, man glaubt dem Militär.

Auch ein Oktokopter, der etwa im professionellen Filmbereich für Luftaufnahmen eingesetzt wird, bietet keine befriedigende Erklärung. Zwar können solche Kopter rein theoretisch problemlos die Flughöhe von 1200 Metern erreichen – doch was der Pilot sah, wirkte völlig anders: „Der Pilot berichtete, dass das Objekt eine zylindrische Form hatte und grau aussah“, heißt es im Untersuchungsbericht.

Was auch immer fast für eine Katastrophe über den Wolken von Perth führte – ein Flugzeug war es jedenfalls nicht. Im von Fluglotsen kontrollierten Luftraum haben Flieger einen Transponder an Bord – ein Gerät, das die eigene Kennung sowie Flughöhe an die Flugsicherheit übermittelt. Zudem sind fast alle Passagierflugzeuge heutzutage mit einem Kollisionswarnsystem (TCAS) ausgestattet, das die Transpondersignale anderer Flugzeuge im umgebenden Luftraum abfragt und aus deren Antworten errechnet, ob und wann eine Kollision mit einem anderen Flieger eintritt. Doch im vorliegenden Fall schlug das TCAS keinen Alarm – nur dem raschen Ausweichmanöver des Piloten ist zu verdanken, dass nichts Schlimmeres geschah.

Kein Einzelfall

Erst am 7. Januar 2014 hatte ein unbekanntes Flugobjekt zu Flugausfällen am Bremer Flughafen geführt, ankommende Maschinen mussten ihren Landeanflug abbrechen und wurden zu anderen Flughäfen umgeleitet. (Quelle) Die Polizei ermittelte wegen eines gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr, da sie zunächst einen Oktokopter als Verursacher vermutete. (Quelle) Doch die Ermittlungen liefen ins Leere, das Objekt blieb unidentifiziert. (Quelle)

{module [426]}Auch im internationalen Flugverkehr sind Beinahe-Kollisionen mit einem UFO keine Seltenheit. Erst am 19. Juli 2013 verfehlte eine A320 etwa 20 Kilometer vom Heathrow Airport entfernt nur knapp ein UFO (Quelle). Ähnlich erging es am 2. Dezember 2012 einem mit 220 Passagieren besetzten Airbus während seines Landeanflugs auf den Flughafen Glasgow. (Quelle) Am 7. Juli 2010 musste sogar der gesamte chinesische Flughafen Hangzhou Xiaoshan eine Stunde lang wegen eines UFO-Alarms gesperrt werden (Quelle).

Das Thema UFOs und Flugsicherheit ist also nicht neu. Bereits vor etwa 13 Jahren veröffentlichte der ehemalige NASA Mitarbeiter Richard Haines, einen Bericht mit dem Titel ’Flugsicherheit in Amerika: Ein bisher vernachlässigter Faktor’. Der Report baut auf 56 Fallstudien von beinahe Zusammenstößen mit unbekannten Flugobjekten auf.

Auch die chilenische UFO-Untersuchungsbehörde CEFAA weiß von Fällen mit beinahe-UFO-Kollisionen zu berichten. So musste etwa am 1. Juni 1988 der Pilot einer Boeing 737 den Landeanflug auf den Flughafen El Tepual in Puerto Montt abbrechen, da seine Flugbahn von einem UFO gekreuzt wurde. Die Pilotenfunksprüche dieses und zweier weiterer Vorfälle veröffentlichte CEFAA bereits vor einigen Jahren, um die teilweise gefährlichen Eingriffe in den Luftverkehr zu dokumentieren, die von UFOs zuweilen ausgehen.

Quellen:

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