Weintraub_Bookcover

Nicht nur der Vatikan beschäftigt sich mit Außerirdischen im Kontext des Glaubens. Auch der Astronom David Weintraub geht im nun erschienen Buch ’Religions and extraterestrial life. How will we deal with it?’ (Religionen und Außerirdisches Leben. Wie werden wir damit umgehen?) dieser Frage nach und vergleicht dabei unterschiedliche Religionen auf ihre Vereinbarkeit mit der Existenz von Außerirdischen.

Von Tobias Berg

Wie die kürzlich stattgefundene Konferenz der NASA und der Library of Congress ‘Prepare for Discovery – A Rational Approach of Finding Microbial, Complex, or Intelligent Life Beyond Earth’ (Vorbereiten auf die Entdeckung – Ein rationaler Ansatz zum Auffinden von mikrobiotischem, komplexem oder intelligentem Leben außerhalb der Erde) zeigt, wird die Frage nach Lebensformen außerhalb unseres Planeten in letzter Zeit verstärkt diskutiert. Dabei scheint sich der Großteil der Astronomen sicher zu sein, dass wir nicht die einzige intelligente Spezies im Kosmos sein können.

Was aber geschieht mit dem Glauben im Falle eines offiziellen Erstkontakts? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Astronom David Weintraub von der Vanderbilt Universität in Nashville, Tennessee. Dabei schaute Weintraub sich mehr als zwei Dutzend Religionen samt ihrer heiligen Schriften an, um zu klären, ob diese die Möglichkeit von außerirdischem Leben anerkennen würden. Im Buch untersucht Weintraub Aussagen von Theologen und religiösen Führungspersönlichkeiten der größten Religionen, so zum Beispiel: des Judaismus, der Römisch-Katholischen Kirche, der Orthodoxen Kirche, der Anglikalen Kirche, der Quaker, der Zeugen Jehovahs, der Mormonen, des Islam, des Buddismus, des Hinduismus, des Sikhismus und des Bahaitum. Außerdem belegt Weintraub anhand von Studien, wie viel Prozent der Menschen aufgrund ihres persönlichen Glaubens auch von der Existenz außerirdischen Lebens überzeugt sind. Die Atheisten und Agnostiker, so Weintraub, liegen hierbei mit 55 Prozent weit vorne.

Die neue Gretchenfrage

Doch welche Religionen hätten am wenigsten beziehungsweise am meisten Probleme damit Außerirdische in ihr Weltbild zu integrieren? Im Islam gibt es die dominante Überzeugung, dass Leben außerhalb der Erde existiert. Für Buddhisten und Hinduisten wäre es wahrscheinlich am einfachsten Aliens zu akzeptieren, so erklärt Weintraub, da beide Glaubensrichtungen davon Überzeugt sind, dass Reinkarnation überall im Universum geschieht. Menschen jüdischen Glaubens legen ein starkes Gewicht darauf, wie wir unser Leben hier auf der Erde führen.

Uneinigkeit im Christentum

Im Christentum scheint es sehr unterschiedliche Ansichten in Bezug auf Außerirdische zu geben. Teile der Protestanten beispielsweise sind offen für die Idee von Leben auf anderen Planeten. Evangelikale akzeptieren normalerweise keine andere Form von Leben aus dem All, da sie davon ausgehen, dass Gottes Schaffen und Mitgefühl sich {module [426]}ausschließlich auf die Menschen auf der Erde bezieht.Weintraub fand heraus, dass es unter den christlichen Religionen zahlreiche Debatten über die Möglichkeit von anderen Lebensformen gibt. Dabei ist die eigentliche Streitfrage uralt und dreht sich um die sogenannte Erbsünde. Wenn außerirdisches Leben nicht von Adam und Eva abstammt, ist es dann demgemäß frei von der Erbsünde und müsste dementsprechend auch nicht (durch Anerkennung des irdischen Gottes und Jesus als seinem Vertreter auf Erden) gerettet werden? Des Weiteren beschreibt Weintraub die Religionen der Mormonen und der Siebter-Tag-Adventisten, deren Theologien außerirdisches Leben durchaus begrüßen würden.

Sind wir bereit?

Im letzten Buchkapitel stellt Weintraub die Frage; ob wir als Menschheit für einen Kontakt vorbereitet wären. Er fordert seine Leser auf, sich die Frage zu stellen, ob man für die Auseinandersetzung mit – sich wohlmöglich vollkommen von uns unterscheidenden Bewohnern anderer Planeten – bereit wäre. Weintraub ist sich einer Sache sicher: Die Entdeckung von Lebensformen auf anderen Planeten würde wohl eine der größten intellektuellen Revolutionen der Geschichte mit sich bringen. Sein abschließender Apell an Kirchenführer, sich mit der Zukunft zu beschäftigen, dürfte zumindest im Vatikan auf offene Ohren stoßen. In der Vergangenheit hatten sich Vertreter des Vatikans immer wieder offen in Bezug auf die Möglichkeit der Existenz von Außerirdischen geäußert (wir berichten 1, 2, 3, 4).

Kurzinterview mit David Weitraub

 

Das Buch ist im Springer Verlag erschienen und kann als E-Book oder Softcover bezogen werden.

Quellen:

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