MoD_Antwort2014

Angeblich sind alle britischen UFO-Akten bereits veröffentlicht – doch nun kommt heraus: Es gibt weitere brisante Dokumente.

 

 

von Robert Fleischer

Von 2008 bis 2013 hatte das britische Verteidigungsministerium seine bis dato zurück gehaltenen UFO-Akten stückweise für die Öffentlichkeit freigegeben (wir berichteten). Neben einzelnen interessanten Reports des Militärs, der Flugsicherung und der Polizei enthielten diese vor allem Sichtungsberichte der englischen Bevölkerung. Die Gesamtheit aller Akten sei ein Beweis dafür, dass bis heute keine stichhaltigen Beweise für eine außerirdische Fluggeräte vorlägen, schrieb der bekanntermaßen skeptische UFO-Forscher David Clarke auf dem Blog des Nationarchivs, und pries die Veröffentlichung der UFO-Akten als einen beispielhaften Schritt für die Informationsfreiheit an. Wer jetzt noch an geheime UFO-Akten glaube, so Clarke, sei ein Verschwörungstheoretiker:

{module [426]}„Natürlich wird es Leute geben, die weiterhin glauben, dass die Regierung die ‚Wahrheit‘ vor ihnen verbirgt, und zwar in noch geheimeren Akten, die irgendwo anders versteckt sind. Aber die meisten rationalen Menschen werden wohl akzeptieren, dass die Wahrheit über UFOs und jene, die sie beobachten, genau in diesen Akten steckt und nicht irgendwo im Weltall.“

Ein ehemaliger Mitarbeiter der UFO-Abteilung im britischen Verteidigungsministerium hatte hingegen Zweifel über die Vollständigkeit der freigegebenen UFO-Akten angemeldet: „Das Informationsfreiheitsgesetz Großbritanniens enthält weit reichende Ausnahmeregelungen, die die Bereiche Verteidigung, Sicherheit und Geheiminformationen betreffen.“, sagte Nick Pope. Zudem seien die Akten vor ihrer Freigabe „für die Deklassifizierung begutachtet worden“. Behielten britische Stellen etwa die sensibelsten Fälle für sich? Diente die medial viel beachtete Aktenfreigabe am Ende nur zur Ablenkung von den wirklich interessanten Geschehnissen?

Die Zweifel waren berechtigt

Nun kommt heraus: Es existieren tatsächlich noch weitere, bislang zurückgehaltene Dokumente über UFOs. Und: Sie könnten weitaus brisanter sein als alles, was bislang veröffentlicht wurde.

Am 23. September ließ die britische Boulevardzeitung Daily Star die Bombe platzen: Weitere 18 UFO-Akten lagern nach wie vor versteckt vor der Öffentlichkeit in den Archiven des Verteidigungsministeriums. Bekannt wurde dies durch eine Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz eines bislang unbekannten Bürgers vom 25. August 2014. Dieser hatte erstaunlich präzise und informierte Fragen gestellt:

„Gibt es Dokumente aus den Zeiträumen 1971-1976 und 1996-2000 mit dem Titel ‚UFO Strategie‘ und drei weitere Dokumente aus den Zeiträumen Juni – Dezember 2000, Dezember 2000 – März 2004 und März 2004, und sind diese noch als geheim eingestuft?“

Im Antwortschreiben vom 11. September 2014, das nun veröffentlicht wurde, räumte das Ministry of Defence die Existenz besagter Akten ein – vermied aber jegliche Auskunft über deren Geheimhaltungsstatus: „Es liegen keine Informationen darüber vor, ob sie noch geheim sind.“

Geheimdienstberichte und Radaraufzeichnungen

Die Akten könnten einige faszinierende Enthüllungen bieten, vermutet Nick Pope: „Zu den 18 Schriftbänden gehören Dokumente von Radarspezialisten der Royal Air Force und den äußerst verschwiegenen Mitarbeitern des Militärgeheimdienstes.“

Wurden die Akten also verschwiegen, weil deren Inhalt zu brisant ist? Einige Überschriften lassen diese Vermutung zumindest nicht absurd erscheinen:

DAIRDEF/111/6/4            C31 LUFTVERKEHRSÜBERWACHUNG NIEDRIG FLIEGENDE UFOS

D/DAO1/13                       UFO BERICHTE DES LUFTVERTEIDIGUNGSBODENSYTEMS

M9/18                                Verteidigungsstrategiefragen UFOs

D/DI55/108/15                 UFO Strategie 1971-96

(…)

(die vollständige Liste finden Sie im Antwortschreiben des MoD)

{module [426]}Die Fragen liegen auf dem Tisch

Es ist unklar, warum eine einfache FOIA-Anfrage zur plötzlichen Entdeckung weiterer UFO-Akten geführt haben soll. War der Antragsteller beim Verteidigungsministerium vielleicht kein Unbekannter? Ein Insider etwa, der beschloss, den Weg einer offiziellen Anfrage zu beschreiten, um die Akten ans Licht zu befördern, ohne seinen Geheimhaltungseid zu brechen? Dies könnte erklären, warum die Person so detaillierte Fragen über die Akten stellen konnte. Es mag auch ein Grund dafür sein, warum das Verteidigungsministerium seine Anfrage nicht einfach mit Verweis auf zuvor veröffentlichte Akten abwies, sich vielleicht sogar gezwungen sah, die Existenz der Akten einzuräumen.

Doch viel wichtiger ist die Frage: Wie will das britische Verteidigungsministerium rechtfertigen, dass die nun bekannt gewordenen Akten nicht längst veröffentlicht wurden? Zwei Szenarien sind denkbar: Entweder man behauptet, die Akten seien nicht früher gefunden worden – in diesem Fall wäre es eine Blamage für das Verteidigungsministerium. Oder aber man gibt zu, dass doch nicht alle Akten freigegeben wurden – dies würde allerdings bedeuten, dass die über fünf Jahre medial ausgeschlachtete und als Sieg für die Informationsfreiheit präsentierte Veröffentlichung sämtlicher UFO-Akten nichts als eine Farce war.

Zudem wird sich das Verteidigungsministerium unangenehme Fragen gefallen lassen müssen: Welche weiteren UFO-Geheimnisse bergen die Militärarchive? Muss erst wieder jemand kommen, der die richtigen Fragen stellt?

Wir dürfen gespannt sein, welche Informationen in den Akten enthalten sind. Mit der endgültigen Veröffentlichung will sich das Verteidigungsministerium noch Zeit lassen. Frühestens im Dezember 2014 sollen die Dokumente ans Nationalarchiv übermittelt werden. Dort werden wohl noch weitere neun Monate ins Land, bis alles Unerwünschte geschwärzt ist. Zeit genug also für die angeblich irrationalen ‚Verschwörungstheoretiker‘, weitere berechtigte Fragen zu stellen.

Fazit: Die Wahrheit ist immer noch dort draußen – in einem Jahr wissen wir vielleicht mehr.

Quellen:

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