Pressekonferenz zur geplanten UFO-Anhörung
Pressekonferenz zur geplanten UFO-Anhörung

Neben dem Whistleblower David Grusch werden zwei weitere Militärzeugen im US-Kongress aussagen

von Robert Fleischer

Am kommenden Mittwoch, dem 26. Juli um 16 Uhr deutscher Zeit (10:00 Uhr EST) findet vor dem Unterausschuss für Nationale Sicherheit, die Grenze und auswärtige Angelegenheiten des US-Repräsentantenhauses eine Anhörung mit wichtigen militärischen UFO-Zeugen statt, Titel: „Unidentifizierte Anomale Phänomene: Implikationen für die Nationale Sicherheit, Öffentliche Sicherheit und Regierungstransparenz“ (1). Die geladenen Zeugen sind:

  • Ryan Graves, ehemaliger Navy-Pilot und Augenzeuge zahlreicher UAPs während eines monatelangen Übungseinsatzes des Flugzeuträgers USS Theodore Roosevelt von Sommer 2014 bis März 2015 vor der Ostküste der USA (2), inzwischen Geschäftsführer der gemeinnützigen Organisation Americans for Safe Aerospace (3);
  • David Fravor, ehemaliger Navy-Pilot und Augenzeuge des „Tic-Tac-UFO“, das im November 2004 während einer Übung des Flugzeugträgers USS Nimitz vor der Westküste der USA gesichtet (4) und auch gefilmt wurde (5);
  • David Grusch, früher ein hochrangiger Geheimdienstbeamter und Verbindungsoffizier der NRO zur UAP Task Force, der am 5. Juni 2023 mit der Behauptung an die Öffentlichkeit ging, dass die USA seit Jahrzehnten ein groß angelegtes UFO-Bergungsprogramm unterhielten und im Besitz mehrerer exotischer Fluggeräte nicht-menschlicher Herkunft seien (6) (7).

Der besagte Unterausschuss gehört zum mächtigen House Committee on Oversight and Accountability (dt: Ausschuss für Aufsicht und Rechenschaft), welcher derzeit von den Republikanern geführt wird und sich jüngst in Anhörungen mit Vorwürfen gegen US-Präsident Joe Biden und dessen Sohn Hunter Biden über unsaubere Finanzgeschäfte und fehlende Strafverfolgung beschäftigt hat (8). Organisiert wird die UFO-Anhörung von dem republikanischen Abgeordneten Tim Burchett aus Tennessee und seiner Parteikollegin Anna Paulina Luna aus Florida. Beide sprachen während einer Pressekonferenz am 20. Juli 2023 über die geplante Anhörung (9).

Pressekonferenz über bevorstehendes UAP Hearing – 20. Juli 2023

Im Gegensatz zu früheren Anhörungen (10) sind diesmal absichtlich keine Vertreter der Regierung oder des Pentagon zur Anhörung geladen, da Burchett deren Aussagen nicht vertraut. „Was Sie sehen werden, sind die richtigen Fragen“, so der Abgeordnete. „Wir werden dieser Sache auf den Grund gehen, egal wie die Wahrheit aussieht. Wir haben genug von den Vertuschungen“.

Heftiger Widerstand gegen die UAP-Anhörung

Wie die Abgeordneten auf der Pressekonferenz berichteten, gab es im Vorfeld großen Widerstand gegen die Anhörung. So seien sie von Mitgliedern des Kongresses, der Geheimdienste und des Pentagon bekämpft worden. „Sogar die NASA hat einen Rückzieher gemacht“, so der Abgeordnete. Jeder einzelne Schritt zur Vorbereitung der Anhörung sei behindert worden, erklärte der Abgeordnete Jared Moskowitz. „Es war schwierig, einen Sitzungssaal zu bekommen, es war schwierig, Mitarbeiter an Bord zu kriegen“, so Moskowitz. Zudem seien Augenzeugen, die beim Kongress aussagen wollten, eingeschüchtert worden.

„Zahlreiche Piloten haben uns erzählt (…), dass sie eigentlich eine Art Schutz für Whistleblower haben sollten, wenn sie sich melden, aber das ist nicht der Fall“, so Burchett. „Die hohen Tiere sagen, dass die eine Nachbesprechung bekommen. Aber ich glaube, einmal wurden sie sogar 8 Stunden lang verhört. Dann haben sie einen Makel in ihrer Akte und tragen dieses Stigma“, erklärte der Abgeordnete. „Sie haben uns sogar gesagt, dass sie Videobeweise zerstören, weil sie nicht noch einmal vom Fliegen abgehalten und acht Stunden lang verhört werden wollen.“

Auch ein von Burchett eingebrachter Änderungsantrag zum Gesetzesentwurf über die Wiederzulassung der US-Luftaufsichtsbehörde FAA bezüglich UAP sei vom Geheimdienst gestoppt worden. „Mir wurde gesagt, die Geheimdienstgemeinde habe ihn geblockt, und dann hieß es, der Geheimdienstausschuss war es – es kommt darauf an, mit wem man redet“, so Burchett.

Anna Paulina Luna berichtete von einem Besuch auf der Eglin Air Force Base (11), wo beide Abgeordnete vor Ort mit Whistleblowern sprechen wollten. „Das waren Piloten, die sich mit Informationen an das Büro des Abgeordneten Gaetz gewendet und gesagt hatten, dass dies untersucht werden muss“. Es seien vermehrt Sichtungen in der Region verzeichnet worden, die von Bedeutung für die Nationale Sicherheit waren. Doch der kommandierende General der Basis habe den Kontakt unterbunden. „Wir wurden abgewimmelt. Man verweigerte uns den Zugang zu den Zeugenaussagen einiger der Piloten“, so Luna. „Sie versteckten Bilder und Informationen.“

Doch Burchett und Luna wollten sich damit nicht abfinden und schalteten das House Armed Services Committee, das Pentagon und das Department of the Air Force ein. Offenbar ohne Erfolg. „Wenn das Luftwaffenministerium und das Pentagon glauben, dass sie über dem Kongress stehen, dann kommt noch etwas anderes auf sie zu“, so die Abgeordnete. Die nun geplante Anhörung sei eine direkte Folge dieser Verweigerungshaltung. „Das amerikanische Volk hat ein Recht auf Fakten.“

Aufruf an die Öffentlichkeit

Übereinstimmend gaben Burchett und Luna an, dass es hochqualitative Bilder und Videos von den unbekannten Fluggeräten gäbe, die bislang zurückgehalten werden. „Ich habe bessere Videos gesehen. Absolut, 100 Prozent“, so Burchett, „und die sollten freigegeben werden.“ An die anwesenden Journalisten gewandt, sagte der Abgeordnete: „Das ist eine Frage, die die Presse stellen sollte: Warum blockiert der Geheimdienst alles, was wir tun, von beiden Parteien? Es ist egal, wer im Weißen Haus sitzt.“

Zudem rief Burchett die Journalisten auf, die finanziellen Hintergründe zu recherchieren und „harte Fragen“ zu stellen: „Sie müssen anfangen, auch die finanziellen Angaben der Leute zu überprüfen, denn die Gruppen, die wahrscheinlich die Kontrolle darüber haben, werden in dieser Sache offenbar bestens versorgt“.

„Das Pentagon und die Geheimdienste sind der Bevölkerung und damit dem Kongress rechenschaftspflichtig“, erklärte Anna Paulina Luna abschließend, „und wir werden sie zur Rechenschaft ziehen“.

Einordnung: Machtkampf zwischen Kongress und Regierung

Die Pressekonferenz ist ein weiterer Hinweis darauf, dass die US-Regierung selbst kein gesondertes Interesse an den UFO-Enthüllungen hat – diese werden von einzelnen Abgeordneten des US-Kongresses unter Mithilfe bestimmter ehemaliger und amtierender Militär- und Geheimdienstmitarbeiter vorangetrieben. Tatsächlich ist die Regierung der UFO-Gesetzgebung des Kongresses bislang nur sehr zögerlich gefolgt: So wurden beispielsweise die Gründung und Finanzierung des UAP-Untersuchungsbüros AARO monatelang verschleppt, wie bei der ersten UAP-Anhörung herauskam (10), und das im „Whistleblower-Gesetz“ (12) geforderte Meldesystem für Insider aus Geheimprogrammen wurde monatelang nicht von den oberen Stellen genehmigt, wie AARO-Direktor Dr. Sean Kirkpatrick während einer zweiten Anhörung berichtete (13). Und im April 2020 hatte die US-Marine mit einem „Leitfaden zur Sicherheitseinstufung“ dafür gesorgt, dass sämtliche wichtige Daten zu UFOs, inklusive Sensordaten, Fotos und Videos von Bordkameras, als geheim eingestuft werden (14). Andererseits bereitet der US-Kongress bereits weitere Gesetze vor, mit denen die Regierung verpflichtet werden soll, UFO-Akten zu deklassifizieren (15) und sogar UFO-Technologie auszuhändigen (16). Insofern bildet die bevorstehende Anhörung des Whistleblowers David Grusch den vorläufigen Höhepunkt eines Machtkampfes zwischen dem US-Kongress und der Regierung, in dem es darum geht, die Oberaufsicht über ultrageheime Projekte des Militärs und seiner Vertragsunternehmer zurückzuerlangen.

Die jahrzehntelange, strenge Geheimhaltung, die diese Projekte umgibt, wird sich nicht mit einer einzigen Kongressanhörung auflösen lassen. Darum rechnet die Abgeordnete Luna damit, dass der geplante Termin nur den Auftakt zu weiteren Anhörungen bilden wird und sagt der Regierung den Kampf an: „Wenn wir weiterhin hingehalten werden, wenn wir merken, dass sie uns einen Haufen Blödsinn erzählen, werden wir die Anhörungen direkt vor Ort durchführen und die Presse dazu einladen, denn wir brauchen in dieser Situation volle Transparenz.“

Quellen:

(1) https://oversight.house.gov/release/national-security-subcommittee-to-hold-hearing-on-unidentified-anomalous-phenomena%ef%bf%bc/
(2) https://www.nytimes.com/2019/05/26/us/politics/ufo-sightings-navy-pilots.html
(3) https://www.safeaerospace.org/
(4) https://www.nytimes.com/2017/12/16/us/politics/unidentified-flying-object-navy.html
(5) https://www.navair.navy.mil/foia/sites/g/files/jejdrs566/files/2020-04/1%20-%20FLIR.mp4
(6) https://thedebrief.org/intelligence-officials-say-u-s-has-retrieved-non-human-craft/
(7) https://exopolitik.org/geborgene-ufos-die-enthuellungen-von-david-grusch-auf-einen-blick/
(8) https://oversight.house.gov/release/hearing-wrap-up-irs-whistleblowers-expose-how-bidens-were-treated-differently%ef%bf%bc/
(9) Pressekonferenz Burchett/Luna, 20.07.2023: https://www.youtube.com/watch?v=E-hCpZcVD50
(10) https://exopolitik.org/ufo-anhoerung-im-us-kongress-geplant/
(11) https://de.wikipedia.org/wiki/Eglin_Air_Force_Base
(12) Vgl. National Defense Authorization Act for Fiscal Year 2023, Sec. 1673, S. 168; https://www.congress.gov/117/crec/2022/12/08/168/191/CREC-2022-12-08-bk2.pdf
(13) Vgl. Anhörung von AARO-Direktor Dr. Sean Kirkpatrick vor dem Subcommittee on Emerging Threats and Capabilities, 19.04.2023,TC 45:47; https://www.youtube.com/watch?v=7kLTgPdVosc
(14) https://www.theblackvault.com/documentarchive/unidentified-aerial-phenomenon-uap-security-classification-guide-id04-030-naval-intelligence-activity/
(15) https://exopolitik.org/us-kongress-schlaegt-ufo-enthuellungsgesetz-vor/
(16) https://exopolitik.org/inhaber-von-geborgener-ufo-technologie-erhalten-eine-frist-von-sechs-monaten/

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