Stop-Sign
source: sxc.hu

Der Traum in die Zukunft blicken zu können ist vermutlich beinahe so alt wie die Menschheit selbst. Eine neue und viel diskutierte Studie zeigt nun auf, dass unser Überleben als Zivilisation nur durch Zusammenarbeit und faire Verteilung der Ressourcen gesichert werden kann.

 

Von Tobias Berg

Die bald im Journal ’Ecological Economics’ und von Safa Motesharrei und Eugenia Kalnay von der University of Maryland und Jorge Rivas von der University of Minnesota durchgeführte Studie zeichnet ein düsteres Bild der Zukunft. Das Interessante: Die Autoren sehen im Verhalten der Machteliten, gepaart mit der extremen Ungleichverteilung von Ressourcen die Hauptursachen für einen möglichen Zivilisationskollaps.

In der von der NASA kofinanzierten Studie ’Human and Nature Dynamics’ (HANDY): Modeling Inequality and Use of Resources in the Collapse or Sustainability of Societies‘ untersuchen die Forscher die Gründe, die zum Niedergang antiker hochentwickelter Zivilisationen, zum Beispiel der mittelamerikanischen Maja, der chinesischen Han-Dynastie oder dem indischen Gupta-Reich geführt haben.

Auf diese Weise zeigen die Forscher auf, dass gesellschaftliche Zusammenbrüche keineswegs fiktiv sind, sondern in der Vergangenheit schon häufig vorkamen. Dabei stellen sie sogar eher die Regel als die Ausnahme dar. Im Rahmen der Studie wurde ein mathematisches Modell entwickelt, welches sowohl Faktoren wie Naturkatastrophen, Mangel an Ressourcen und Krieg einbezieht als auch speziell auf die Gegebenheiten der heutigen globalen, stark miteinander verknüpften Industriegesellschaft eingeht.

Das so entwickelte HANDY-Modell untersucht drei unterschiedliche gesellschaftliche Szenarien: Eine egalitäre Gesellschaft ohne Elite-Klasse; eine Gesellschaftsform mit arbeitenden und nicht arbeitenden Mitgliedern (Studierende, Personen im Ruhestand, Menschen mit Behinderungen) sowie eine ungleiche Gesellschaft mit einer starken Klasse von Eliten.

Die Studie kommt zu folgenden Schlüssen:

  • Die beiden Gesellschaftsformen, in denen es keine Eliten gibt, waren in der Lage eine nachhaltige Zivilisation aufzubauen, selbst mit einer hohen Zahl von nicht arbeitenden Menschen;
  • Ein gesellschaftlicher Kollaps geschah (auch in egalitären Gesellschaftsformen) weit häufiger wenn eine Gesellschaft die natürlichen Ressourcen geplündert hatte;
  • In der ungleichen Gesellschaft war ein Kollaps nahezu unvermeidlich – genau dieses Szenario ähnelt unserer heutigen Gesellschaft am meisten.
  • Sobald eine ungleiche Verteilung von Reichtum, so wie wir sie auch in unserer Gesellschaft vorfinden, in das Modell aufgenommen wurde, “war ein Kollaps kaum noch zu vermeiden“, so die Forscher.

Das Verhalten der Eliten beschreiben die Autoren der Studie in diesem Modell wie folgt: “Während einige Mitglieder der Gesellschaft alarmiert auf einen bevorstehenden Kollaps der Gesellschaft hinweisen und für strukturelle Änderungen eintreten, verhindern die Eliten und ihre Anhänger solche Veränderungen, was den Status Quo weiter aufrecht erhält.“

Eine Studie von Mark Z. Jacobson von der Standford University und Mark A. Delucchi von der University of California, Davis illustriert dieses Verhalten eindrücklich. So kommen die beiden Forscher zu dem Ergebnis, dass der Energiebedarf der Erde, in einem Zeitraum von 20-40 Jahren und mit den heute zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten, vollständig durch alternative Energiequellen gedeckt werden könnte. Die Kosten seien dabei mit denen von herkömmlichen Energiequellen vergleichbar. Das Einzige was einem solchen Projekt wirklich entgegenstehe, so die Forscher, sei “mangelnder gesellschaftlicher und politischer Wille“.

{module [426]}Weitere Studien kommen immer wieder zu dem Schluss, dass Menschen, die in Ländern mit relativ gleich verteiltem Reichtum leben mehr Vertrauen zu anderen haben, gesünder und glücklicher leben und weniger kriminell sind als jene, in denen das Gefälle zwischen arm und reich höher ist (siehe hierzu auch die Studien 1, 2, 3).

Denjenigen die glauben, dass wir aufgrund der heute fortgeschrittenen Technologie besser in der Lage sind auf einen potentiellen Zerfall der Gesellschaft zu reagieren entgegnen die Autoren der HANDY-Studie auf Basis der Analyse von historische Aufzeichnung, “dass fortgeschrittene, kreative und komplexe Gesellschaften durchaus zerbrechlich und vergänglich sein können.“

Trotzdem sollten wir die Hoffnung nicht aufgeben, wenn es um die Zukunft unserer Zivilisation geht. So zeigt die Studie auch, dass wir als Teil der Gesellschaft helfen können, zwei der wichtigsten Faktoren, die einen Zusammenbruch begünstigen, zu verändern: Die Erschöpfung der natürlichen Ressourcen und die ungleiche Verteilung von Reichtum.

Dementsprechend verhalten-optimistisch formulieren auch die Autoren der Studie: “Ein Kollaps kann verhindert werden und die Menschheit kann einen Zustand des Gleichgewichts erreichen, wenn der Pro-Kopfverbrauch an Ressourcen bis auf ein nachhaltiges Level verringert werden kann und es gelingt, die Ressourcen in einer vernünftigen und gleichberechtigten Weise zu verteilen.

Es liegt schlussendlich auch in unserer Hand – so könnte das Fazit lauten – eine Gesellschaft zu schaffen, die wir uns für unsere Kinder und uns selbst wünschen würden.

 

Quellen:

Vorheriger ArtikelErmittlungen zu Bremer UFO eingestellt
Nächster ArtikelBill Clinton: “Existenz von Aliens würde mich nicht überraschen“

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein